Buchtipp: „Das späte Leben“ von Bernhard Schlink

Loslassen vom Leben

Martin ist unheilbar krank – er kennt den ungefähren Zeitraum bis zu seinem Tod. Wie verbringt er die letzte Zeit mit seinem kleinen Sohn? Von Claudia Hilsenbeck

Das Buchcover "Das späte Leben" von Bernhard Schlink Buchtipps
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Bernhard Schlink: Das späte Leben. Diogenes 2023, 240 Seiten, 26 Euro.

Bernhard Schlink ist in seinem Hauptberuf kein Schriftsteller, dennoch gehört er zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Romanautoren der letzten 40 Jahre. Schlink, der noch in diesem Jahr 80 Jahre alt wird, ist Jurist und hat vor allem als Hochschullehrer, Fachbuchautor und Gutachter gearbeitet.

So wie Martin, der Protagonist seines jüngsten Romans. Gleich zu Beginn der Erzählung erfährt Martin, dass er unheilbar erkrankt ist. Auch eine mögliche Frist bis zu seinem Tod wird ihm genannt. Es ist genau die ärztliche Auskunft, vor der sich jeder fürchtet und auf die niemand vorbereitet ist. Der 76-jährige Martin ist Ehemann einer sehr viel jüngeren Frau und Vater eines sechsjährigen Sohnes. Aus dieser Konstellation ergeben sich besondere Anforderungen, weil sicher ist, dass er die Welt verlassen wird, während seine Angehörigen den Großteil ihrer Leben noch vor sich haben.

Wie soll er sich verhalten? Was ist noch zu erledigen? Will er dem heranwachsenden Kind für dessen weiteren Weg etwas mitgeben? Es wird zwar vom täglichen Leben der kleinen Familie erzählt, über allem lastet aber die Gewissheit des nahen Todes der Hauptfigur.

Schlink war schon immer ein traditioneller Erzähler. Die Handlung ist chronologisch aufgebaut, sie wird in einer schnörkellosen Sprache beschrieben. Der Inhalt ist weder beliebig noch bedeutungslos, denn der Text kann Impulse geben, die in den Lesern gedanklich weiter wirken. Bernhard Schlink ist es gelungen, ein schweres Thema aufzugreifen, dem man sonst nur allzu gerne ausweicht.

Dieses Buch erhalten Sie im Gemeindeblatt Onlineshop oder beim Gemeindeblatt-Leserservice unter 0711 60100-28.