Gleich mehreren Menschen fiel damit ein Stein vom Herzen. Neben Firmenchef Klaus Nann war es auch die Pfarrfamilie Junginger und Dekan Sebastian Berghaus. Berghaus und Junginger hatten in enger Abstimmung das Kirchenasyl gewährt, „nicht um das Recht zu beugen,“ wie der Dekan betont, „sondern um dem Verfahren ein Chance zu geben.“
Moise wohnte derweil erst in der Kirche und später im evangelischen Gemeinhaus, wo eine Wohnung freigeworden war. Die Jungingers halfen ihm dabei nach Kräften, auch der Kirchengemeinderat stellte sich geschlossen hinter die Hilfsmaßnahme für den jungen Kameruner. In der Öffentlichkeit wurden derweil immer mehr Stimmen laut, die die Frage stellten, warum Menschen mit einem Arbeitsplatz abgeschoben werden, während es bei anderen offenbar nicht gelingt.
Das fragt sich auch Moises Arbeitgeber Klaus Nann schon seit geraumer Zeit. Besonders hat er sich darüber gewundert, wie sehr die Behörden aneinander vorbeiarbeiten: „Da weiß die linke Hand nicht, was die rechte tut.“ Reine Willkür sei das, was hier passiere. Und völlig unverständlich angesichts der Tatsache, dass man gut integrierte Menschen auf dem Arbeitsmarkt dringend brauchen könne.
Jetzt ist er erst mal froh, dass sein Mitarbeiter bis zum Ende der Ausbildungszeit bleiben kann. Danach hofft er auf eine „veränderte Rechtslage“, damit er ihn weiterbeschäftigen kann. Dagegen hätte auch Pfarrer Jens Junginger rein gar nichts einzuwenden. Mit dem Kirchenasyl hat Moise jedenfalls noch einmal die Chance bekommen, auf die alle letztlich gehofft haben.
Was ist Kirchenasyl?
Kirchenasyl ist keine rechtliche Kategorie. Juristisch besteht kein Unterschied, ob jemand in eine Kirche oder in einen Privathaushalt flüchtet. Tatsächlich gibt es jedoch eine stillschweigende Übereinkunft zwischen Staat und Kirche, in begründeten Ausnahme- und Härtefällen nicht einzugreifen, wenn jemand in kirchlichen Räumen vorübergehend Zuflucht sucht. Das ist durchaus nicht unumstritten: So hat etwa der frühere Bundesinnenminister Thomas de Maiziére 2015 die Praxis des Kirchenasyls vehement kritisiert. Die Geschichte des Kirchenasyls geht dabei bis in die Antike zurück, als Menschen in den heiligen Bezirk eines Tempels flüchteten, um der Verfolgung zu entgehen. Auch die Attentäter des SS-Manns Reinhard Heydrich suchten in kirchlicher Umgebung Unterschlupf, ebenso wie Erich Honecker, der nach der Wende in einem Pfarrhaushalt wohnte.