Die Idee dazu ist in ihrer Freikirche, der „Westside Unitarian Universalist Congregation“, aufgekommen: Gastgeber stellen sich und ihre Wohnung für ein Abendessen zur Verfügung. Die Einladung dazu geht an die ganze Gemeinde, pro Gastgeber kommen dann sechs bis zehn Gäste.
Leckeres Essen, anregende Unterhaltung, schöne Gemeinschaft
Das meiste stellt der Gastgeber auf den Tisch, aber die Gäste sollen auch etwas mitbringen, das Dessert zum Beispiel. „Die Unterhaltungen sind anregend, neue Freundschaften werden geschlossen, alte vertieft“, heißt es im Einladungsschreiben aus Seattle: „Und natürlich: Das Essen ist lecker.“ Tolle Idee, fand Ursula Bühmann. Sie gehört zur Tübinger Jakobusgemeinde und dachte: Wäre doch auch was für uns.
Oft sterben ja gute Ideen wieder schnell. Was jetzt half: Die Jakobusgemeinde ist bekannt für kreative und innovative Projekte, die gar nicht lange über den Dienstweg laufen müssen. So besprach sich Ursula Bühmann mit Dorothee Schäfer, ebenfalls in der Gemeinde – und die hatte Lust, mitzumachen. Kirchengemeinderätin ist Dorothee Schäfer auch, sie stellte das Vorhaben im Gremium vor, dort wünschte man viel Erfolg, und schon konnte es losgehen.
Circle Supper - Gemeinschaft in fröhlicher Runde
Das war Anfang 2018. Die beiden haben das „Circle Supper“ zur „Jakobus Tafelrunde“ modifiziert. So haben sie den Rhythmus entzerrt: Treffen sich die Leute in Seattle monatlich, so tun das die Tübinger vier Mal im Jahr. Und auch die Gruppengröße ist leicht gesenkt, mehr als sechs Gäste werden selten eingeladen.
Gleich geblieben ist: Jeder kann sich anmelden – und dabei angeben, ob sie oder er lieber Gast oder Gastgeber sein will (oder flexibel für jede Rolle ist). Ursula Bühmann und Dorothee Schäfer tüfteln dann die Runden aus. Gastgeber finden sich immer genügend. Die beiden versuchen dann, die Gäste gut zu mischen – also etwa die Männer, die sich tendenziell etwas weniger anmelden, zu verteilen, oder darauf zu achten, dass nicht immer die am gleichen Tisch beieinander sitzen, die sich sowieso schon kennen.
Sieben Tafelrunden haben die beiden schon organisiert. Schon bei der ersten haben 25 Menschen mitgemacht, und inzwischen sind es insgesamt 80 Personen gewesen. Die Meisten sind zwischen Mitte 30 und 60 Jahre alt, aber auch Studenten waren schon dabei. Klar, es kamen auch Gäste, die sowieso aktiv in der Gemeinde sind, genauso aber Leute, die man sonst nicht sieht – und die so ein bisschen an die Gemeinde herangeführt werden.
Gemeinschaft fördern
Denn darum geht es letztlich. „Neudeutsch würde man das community building nennen“, sagt Ursula Bühmann. Dieses Bauen an einer Gemeinschaft hat zum Beispiel zur Folge, dass sie jetzt im Gottesdienst ein Gesicht sieht, das ihr durch die Jakobustafel bekannt ist. Dann grüßt es sich leichter, oder man beginnt eher ein Gespräch: „Man hat jetzt Anknüpfungspunkte.“ Das ist auch die Erfahrung von Dorothee Schäfer: „Es hilft schon, die Grenzen innerhalb der Gemeinde zu sprengen. Neue können leichter andocken.“ Und ja, interessante Abende mit einem großen Themenmix waren es auch immer, sagt Ursula Bühmann: „Es gab noch keinen Abend, an dem ich dachte, das ist jetzt der Oberflop, und ich bin froh, wenn alle wieder weg sind.“
■