Den Beruf Ärztin hat sie vor vielen Jahren ergriffen, um zu helfen. Dass Hilfe ganz unterschiedlich aussehen kann, zeigt sich an ihren unterschiedlichen Tätigkeiten. Und es erfüllt sie mit großer Zufriedenheit, ihren Beitrag leisten zu können, damit es anderen Menschen besser geht.
Ärztin, Prädikantin, Referentin...
Zwei weitere Jobs übt Caroline Sölle de Hilari ehrenamtlich aus: So ist sie einmal pro Woche an einer Klinik und gibt dort Sprechstunden in Allgemeinmedizin. Außerdem gibt sie Kurse für Frauengruppen in der Kirche. Dort spricht sie über die Bibel, aber auch über die Rechte von Frauen. „Das macht mir viel Freude“, schreibt sie. In ihrer deutschsprachigen evangelisch-lutherischen Kirche fühlt sie sich wohl, dort ist sie Prädikantin und auch Vorstandsmitglied.
Hat sie nach all den Jahren nicht auch einmal Sehnsucht nach Deutschland? Nein. Sie sei gerne einmal im Jahr oder auch nur alle zwei Jahre im Urlaub in ihrer alten Heimat. Aber sie könne es sich nicht so wirklich vorstellen, wieder dort zu leben. Dennoch, es gibt Dinge, die sie in ihrer Wahlheimat vermisst. Schwarzbrot zum Beispiel. Das kommt als Erstes als Antwort – und sie schreibt das Wort gleich dreimal hintereinander auf. Fast meint man, sie lachen zu hören, während man ihre Sätze liest. Manchmal backe sie selbst Schwarzbrot, aber an das Original komme das einfach nicht heran.
Die Hobbymusikerin singt in einem Kammerchor, der letztes Weihnachten „zum Glück nach drei Jahren Pause wieder ein Konzert gegeben hat“. Zudem spielt Caroline gern Klavier, auch wenn das, wie sie selbst meint, inzwischen ziemlich holprig klinge. Gerade, weil sie die Musik so liebt, vermisst sie in der Weihnachts- oder Passionszeit Aufführungen von Weihnachtsoratorien und Matthäus- beziehungsweise Johannespassion.
Bolivien - Zeichung: unbekannt
„Hier in La Paz gibt es das nie“, schreibt Sölle de Hilari. Dass sie das Leben in Bolivien trotzdem nicht missen möchte, liegt zum einen daran, dass sie hier ihren Wunsch zu helfen verwirklichen kann. Außerdem ist sie in Bolivien mittlerweile stark verwurzelt. So stark jedenfalls, dass sie sich in Deutschland mitunter fremd fühlt. Beispielsweise, weil die Bezahlsysteme fürs Bus- und Bahnfahren in Deutschland von Stadt zu Stadt unterschiedlich sind. „Ich habe dann das Gefühl, die Leute sehen mich schief an, weil ich doch ‚deutsch‘ aussehe, aber nicht weiß, wie ihr System funktioniert.“
Caroline Sölle de Hilari mit dem Kanu unter-
wegs zu einem Schulbesuch in Beni, einem
Bundesstaat im Norden Boliviens.
Foto: Privat
◼ Caroline Sölle de Hilari wird künftig in der Rubrik „Post aus Bolivien“ über ihr Leben in Bolivien, ihre Arbeit und ihre Gemeinde berichten.