Die ersten beiden Wandertage waren perfekt: Sonniges Wetter, nicht zu heiß, in den Bergen klare Luft, Andachten zwischen alten Olivenbäumen unter freiem Himmel. Corona schien weit weg zu sein, auch wenn die Nachrichten aus der Heimat und vom spanischen Festland nicht gut klangen. Mallorca, die Insel, hatte nur ganz wenige Fälle, hier war man doch sicher!
Die Wende kam am 14. März, beim Rundgang durch die Inselhauptstadt Palma. Die Kathedrale war schon gesperrt, die Fußgängerzone verdächtig ruhig, für den Nachmittag eine Erklärung des spanischen Präsidenten angekündigt. Dann der Schock: Ausgangssperre! Und ein Gerücht: der Flughafen schließt. Himmel nochmal, wie kommen wir jetzt wieder raus?
Corona - Gottvertrauen kann tragen
Zum Glück war bald klar, dass der Rücktransport von Mallorca geordnet erfolgen würde: Die gebuchten Flüge galten, Sonderflüge nur für jene Länder, wo es Probleme gab. Das Wanderprogramm jedoch war beendet, jede andere Aktivität auch: So begann ein dreieinhalbtägiges Ausharren im Hotel, mit Polizeipräsenz an den Stränden und Zugangsbeschränkungen in allen Läden.
Immer mehr Gäste reisten aus dem Hotel ab, neue kamen nicht mehr an. Die Hotelmitarbeiter kümmerten sich rührend, organisierten kleine Kino-Abende im Haus, lasen den verbliebenen Gästen die Wünsche von den Augen ab. Die Gruppe feierte Gottesdienste in der Hotelhalle und übte sich in Geduld, mit der tröstenden Erfahrung, dass Gottvertrauen in solchen Momenten wirklich tragen kann.
Bucht von Cala Fornells auf Mallorca. (Foto: Andreas Steidel)
Am 18. März stand der Bus pünktlich vor der Hoteltür. Geschafft! Mit dem Abreisen der letzten Gäste stellte das Hotel seinen Betrieb ein. Der Anfang der Saison war zugleich ihr Ende. Tausende Mitarbeiter auf der Ferieninsel Mallorca stehen nun ohne Job und womöglich ohne Einkommen da. Auch auf dem Flughafen der Hauptstadt Palma ging alles seinen geregelten Gang. Nur dass nun alle nur noch abflogen und keiner mehr ankam. Dazwischen eine Heerschar von Mitarbeitern, die auf Abstand drängte, Mundschutz trug und den Zugang zu den Läden regulierte.
Davon war bei der Ankunft in Stuttgart wenig zu spüren: Deutschland, das wurde am 18. März klar, war bei den Corona-Schutzmaßnahmen noch ein ganzes Stück hinterher.
Inzwischen ist auch hier das Virus angekommen, der letzte Landgasthof und das letzte Dorfhotel geschlossen. Tausende Kleinveranstalter und Gastronomiebetriebe kämpfen ums Überleben. Die Reisefreiheit, eine der größten Errungenschaften der Wende- und DDR-Geschichte, sie gibt es bis auf Weiteres nicht mehr.