Die Segenslinie von Reben und Wein zeigt die Bibel aber besonders deutlich. Zusammen mit Korn und Öl ist Wein ein wesentliches Zeichen des Segens Gottes für die Menschen, die er liebt. In den Segensworten des Isaak für seinen Sohn klingt das so: „Gott gebe dir vom Tau des Himmel und vom Fett der Erde und Korn und Wein die Fülle“. Die Wirkung des Weins wird als „das Herz erfreuend“ beschrieben, während das Brot das Herz stärkt. Gott gönnt seinen Kindern also die Lebensfreude. Von daher wird die Weinernte auch als ein Fest gesehen (Jesaja 16,10). Wein wird beim Festmahl genossen und auch als Opfergabe Gott selbst dargebracht. Der Weinstock ist darüber hinaus ein Bild der Fruchtbarkeit (Psalm 128,3). Ja, sogar das ganze Volk wird mit einem Weinstock oder einem Weinberg verglichen (Psalm 80,9).
Weinstock und Rebe kommen schon in der Bibel vor. Foto: Coco, Adobe Stock
Segen und Lebensfreude, die Gott schenkt: Reben und Wein sind biblische Bilder genau dafür im ganz guten Sinn. Wo allerdings bei der Ernte nicht mehr mit Freude gesungen werden kann, da ist genau das Gegenteil zu finden, das Gericht und die Abkehr des lebendigen Gottes. Es gibt neben den süßen Trauben der Freude auch die bitteren, schlechten Trauben. Diese sind Symbol für Gottvergessenheit und Abkehr vom lebendigen Gott und ziehen negative Konsequenzen nach sich (Jesaja 5).
Segen und Fluch – Beides ist in den Worten von Reben, Weinberg und Wein im Alten Testament zu finden. Diese doppelte Linie zieht sich ebenso im Neuen Testament durch. Aber auch hier überwiegt deutlich die des Segens.
Das erste Wunder Jesu, von dem Johannes uns berichtet, ist das Weinwunder von Kana. Jesus erlebt bei einer Hochzeitsfeier die Katastrophe für die gastgebende Familie mit, dass der Wein ausgeht. Er verwandelt nun Wasser zu Wein ohne zu knausern. Je nach Rechnung zwischen 500 und 600 Liter Wein schenkt er der feiernden Hochzeitsgesellschaft. Ich finde das erstaunlich und erfrischend, wie lebensbejahend Jesus die Feier unterstützt. Sicher hätten es auch ein paar Liter Wein weniger getan. Und sicher haben einige Gäste einiges über den Durst getrunken. Aber Jesus scheint das nicht zu stören. Wo Gott schenkt, da knausert er nicht. Voll und überfließend schenkt er. Gott sei Dank! Verständlich, dass Jesus von seinen Kritikern als Fresser und Weinsäufer in Frage gestellt wird. Auch in seiner weiteren Botschaft nimmt Jesus gerne Bezug auf Reben und Wein. In Johannes 15 vergleicht er sich mit dem Weinstock und seine Jünger mit den Rebtrieben. Nur die Rebe, die am Weinstock festgewachsen ist und bleibt, lebt und kann Trauben tragen. Was in der Natur klar ist, das gilt im übertragenen Sinn von Jesus und allen, die an ihn glauben. Die Verbindung machts! Dazu kommen die vielen Gleichnisse, etwa von den Arbeitern im Weinberg oder den ungerechten Weinbergpächtern. Jesus muss eng mit Reben und Wein in Verbindung gestanden haben, wenn er so oft Vergleiche zieht und Gleichnisse erzählt. Wer diese in den Evangelien kennen gelernt hat, der genießt anders sein Glas Wein und erlebt das Jahr im Weinberg oft im Erinnern an die Worte und Vergleiche Jesu.
Abendmahl - Foto: Bruno Weltmann, Adobe Stock
Bibel und Wein - Gott knausert nicht
Wenn wir uns bei der Feier des Abendmahls Brot und Weinkelch reichen, dann kommt für mich noch ein unüberbietbares Element dazu. Jesus benutzt bei seiner letzten Passahfeier den Segenskelch gefüllt mit Wein zur Deutung seines Sterbens am Kreuz. Und ich bin auch heute mit dabei, wenn er sagt: „Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird“. Ein Aspekt beim Abendmahl ist mir dabei immer wichtiger geworden. Ein Aspekt, der manchen Weinliebhabern vielleicht auch näher liegt, als Menschen, die mit Wein nicht so viel anfangen können. Ein alter Winzer deutet beim Besuch auf sein vor ihm stehendes Weinglas und meint: „Angst vor dem Sterben habe ich nicht, aber der wird mir fehlen ...“ Dazu gibt es das schöne Wort der Hoffnung, das Jesus seinen Jüngern schenkte: „Ich werde von nun an nicht mehr von diesem Gewächs des Weinstocks trinken bis an den Tag, an dem ich aufs Neue davon trinken werde mit euch in meines Vaters Reich“. Diese Hoffnung begleitet mich, wenn ich Wein genießen darf. Der Genuss hört nicht einfach auf, sondern wird erst richtig zur Vollendung kommen da, wo Jesus schon jetzt ist und wo auch ich einmal nach Sterben, Tod und Auferstehung sein darf – bei Ihm in Gottes Ewigkeit. Er wird den Kelch des Heils mit uns teilen. Wein wird nicht fehlen, ganz im Gegenteil!
Reben und Wein – für mich mehr als nur Genuss oder Lebensfreude. Immer wieder ein ein kraftvolles Zeichen der Hoffnung über mein irdisches Leben hinaus. Ich freue mich darauf, den Wein der Freude mit Jesus und allen anderen teilen zu dürfen in Gottes ewiger, neuer Welt. Freuen Sie sich mit? Na dann, ganz im Sinn des Paulus: Trinke nicht mehr nur Wasser, sondern nimm auch ein wenig Wein ...