Beim Betreten der Kirche erwarten den Besucher seither mehrere Regale mit handverlesenem Lesestoff. Weil der Zustrom nicht abebbt, müsse man leider wählerisch sein: „Keine CDs, keine Videos, keine Sprachlernbücher. Und die Bücher selbst müssen in gutem Zustand und einigermaßen aktuell sein“, sagt Ruth Schwarz, Buchhändlerin im Ruhestand. Manchmal tue es ihr in der Seele weh, wenn sie zerlesene, aber sichtlich über Generationen geliebte Bücher abweisen müsse: Weil ein gutes Buch mehr ist als nur eine Sache, sondern oft genug auch ein Begleiter fürs Leben.
Umso wichtiger ist es aber auch, möglichst vielen Menschen die Lust am Lesen zu vermitteln. So stellen Ehrenamtliche wie Ruth Schwarz und Elisabeth Schneeweiss-Bauer entsprechend dem Kirchenjahr, den Jahreszeiten oder auch zu aktuell relevanten Themen Büchertische zusammen.
Ein Buch hat seinen Wert
Auch sonst gibt es immer Lesestoff in der Bücherecke – im Austausch gegen ein anderes, gleichwertiges Buch oder gegen eine Spende ins Bücherecken-Kässle. Damit stellt sich das Team dem Trend entgegen, dass Bücher immer mehr verramscht werden. Ein Buch hat seinen Wert, sagt das Team der Bücherecke, und soll so viele Menschen wie möglich erfreuen. Am besten gehen übrigens Bilderbücher, als schwer vermittelbar gelten hingegen Bildbände, die wohl zu schwer zum Tragen sind.
Sechsmal pro Jahr organisiert das Team ein Kulturprogramm, Lesungen überregional bekannter Schriftsteller zumeist, die der Stammheimer Jazzpianist Werner Lener musikalisch umrahmt. Wolfgang Schorlau, Erhard Eppler und Inge Jens haben schon in der Pauluskirche vorbeigeschaut.
Die Bücherecke kann ihr anspruchsvolles Programm und die damit verbundenen Autorenhonorare auch deshalb stemmen, „weil unser Kirchengemeinderat ein klares Bekenntnis macht: Wir wollen das!“, sagt Kümmel.
Der Pfarrer hat die Beobachtung gemacht, dass Religion und Kultur einander ausgesprochen guttun: Der traditionelle Sonntagmorgen-Gottesdienst locke immer weniger Gäste in die Kirche und ein reines Konzert spricht oft auch nur einen recht kleinen Kreis an: „Sobald man aber einen Jazzgottesdienst macht, ist es brechend voll.“ Der Erfolg der Bücherecke in der Pauluskirche ist ein weiterer Beleg.