Was es für ihn auch ist, denn der promovierte Mathematiker war nach seinem Studium an der Universität Tübingen im dortigen Zentrum für Datenverarbeitung angestellt. Dass er außerdem das Schreiben im Zehn-Fingersystem beherrscht, erleichtert das Programmieren. „Mit meinen Kenntnissen konnte ich ein Programm entwickeln, mit dem der Computer Braillenoten erkennen, in Töne umwandeln und direkt abspielen kann. Die Noten werden wie Braillebuchstaben über eine normale Tastatur eingegeben“, erläutert Hahn.
Brailleschrift. Lesen mit den Fingern. Foto: Miriams-Fotos, Pixabay
Dem Franzosen Louis Braille (1809 – 1852) ist die Entwicklung der Blindenschrift zu verdanken, die sogenannte „Brailleschrift“, die aus einem speziellen Sechspunkte-System besteht. Seine ebenfalls darauf basierende Notenschrift ist international standardisiert und für Blinde die perfekte Möglichkeit, Noten zu lesen und zu schreiben.
Mit Hilfe des Computers speicherte Hahn die Musikstücke auf Kassetten, die 2010 durch Compact Discs ersetzt wurden. Diese lassen sich noch einfacher bespielen, da man den Computer mit geeigneter Software als Aufnahmegerät und Mischpult verwenden kann.
Vor der Probe bekommen alle eine CD
„Die Vorbereitungs-CDs sind besonders für Chormitglieder eine große Hilfe, die keine Noten lesen können. Aber selbst in Chören mit sehenden Personen hat diese Vorbereitungstechnik inzwischen Einzug gehalten“, erläutert der 79-Jährige.
Eberhard Hahn: „Ich habe gelernt, Musik sehr bewusst zu hören.“ Foto: Astrid Link
Er selbst nahm schon als Kind Klavier- und Orgelunterricht und legte neben seinem Studium die kirchenmusikalische C-Prüfung ab. Hahn sang in verschiedenen Chören, betätigte sich als Organist und spielt neben Klavier auch noch Alphorn, Fagott, Flöte und Mundharmonika. In Hahns Familie wurde viel gesungen. Der Unterricht in Musiktheorie im Grundschulalter überforderte den Jungen allerdings, weil er das Erlernte mangels Instrument nicht umsetzen konnte. „Aber ich habe damals gelernt, Musik sehr bewusst zu hören“, erzählt er.
Während seiner Zeit auf dem Marburger Gymnasium für Blinde und Sehbehinderte sang er im Kirchenchor und lernte große Werke wie Bachs Johannespassion kennen. „Da es viele blinde Musiker gibt, haben die Punktschriftdruckereien bedeutende Musikwerke wie etwa Bachs Orgelkompositionen mit Hilfe der Blindennotenschrift gedruckt“, erklärt Hahn, der gern auf der Orgel und dem Klavier improvisiert.
Eigentlich wollte er 2020 seinen Abschied vom Chor nehmen. Aber Corona kam dazwischen, das Konzert beim EBSW-Jahresfest musste ausfallen. Eberhard Hahn hofft, dass es im nächsten Jahr stattfinden kann und er sich anschließend auch ins musikalische Privatleben mit seiner Frau zurückziehen darf. □