Doch auch wenn es nur 18 sind, die das Angebot nutzen, findet Schütt es wichtig. „Wir sind eine kirchliche Einrichtung und natürlich unterstützen wir Familien vor allem praktisch, sei es in finanziellen Krisen oder bei der Umgestaltung des Lebens, aber wir haben auch einen seelsorgerlichen Auftrag.“
Neben materieller Unterstützung gehöre auch die für Herz und Seele dazu. Und schließlich sei es der Wunsch aller, auch wenn sie nicht kirchennah sind, ihr Leben und das ihres Kindes unter einen Schutz zu stellen.
Gemeinsam wird in diesem Gottesdienst viel gesungen. Schütt und Pfarrerin Christine Marschall sprechen eine Meditation zum gemeinsam gesprochenen Psalm 139. Marschall weiß, dass die Menschen da sind, weil die Geburt eines Menschen trotz aller Technik immer noch wie ein Wunder ist.
In der Fotoausstellung „Augenblicke“, die im Altarraum hängt, sieht sie das Staunen über dieses Wunder, bei allen Risiken und Umstellungen. Zwölf Familien, die vom Beratungsteam begleitet wurden, haben sich fotografieren lassen, vor oder schon nach der Geburt. Eine von ihnen ist Anna-Maria Etegan. Auf dem Foto ist ihr Sohn Lukas noch in ihrem Bauch, inzwischen trägt sie den kleinen Mann im Arm. „Da war ich im vierten Monat“, erinnert sie sich. Sie hat die Entscheidung, dieses Bild von sich machen zu lassen und in der Öffentlichkeit zu zeigen, bewusst getroffen. „Ich denke, Gott passt auf mich und uns alle auf, wenn unsere Fotos hier in der Kirche hängen, dazu wollte ich beitragen.“
Nach Marschalls Predigt rund um das Thema solcher kostbaren Augenblicke haben die Besucher die Gelegenheit, an vier Stationen zu gehen. Sie können eine Kerze mit einer Bitte entzünden, ihre Sorgen symbolisch mit einem Stein ablegen, ihren Dank auf Papierblüten schreiben, die dann im Wasser schwimmen und sich von Marschall segnen lassen. Das Angebot wird intensiv genutzt. Es herrscht eine feierliche Stimmung. Ein älteres Ehepaar lässt sich ebenso segnen wie die bald vierköpfige Familie.
Familie Schnigula-Mörgenthaler sitzt am Ende entspannt in der Kirchenbank. „Ich hab im Internet davon gelesen und dachte, das tut bestimmt gut und so war es jetzt“, erzählt die Gemmingerin. Ihren Vornamen will sie nicht verraten. Sie ist selbst Pfarrerin und Ende des siebten Monats. Tochter und Ehemann sind auch dabei. „Das ist ein Erlebnis, dass man mal teilen kann, denn viele Dinge erlebt man als Frau in der Schwangerschaft ja doch allein“, ist sie sich bewusst. Deswegen war es ihr auch wichtig, als Familie gesegnet zu werden. „Spätestens wenn das Baby da ist, müssen alle mitziehen.“
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