Stadtgarten Sulz - Die blinde Dame lauscht dem Wind
Beim Sulzer Stadtgarten handelt es sich um einen kleinen, städtischen Innenhof. Im Gebäude daneben wurde die Denkwerkstatt untergebracht. Was in dem Hof geschieht, heißt neudeutsch „Urban Gardening“. Doch Alexandra Rau, die den Garten betreut, nennt es lieber Stadtgärtnern. Denn die Zielgruppe, die mit dem Bepflanzen dieser Brachfläche im alten Stadtkern von Sulz erreicht werden soll, ist eher die ältere Generation. Auch Menschen mit Behinderung und Bewohner von Pflegeheimen zählen dazu.
Der romantische Hof lockt alle an und bietet auch Menschen mit schmalem Geldbeutel einen hübschen Treffpunkt, ohne dass sie dafür – wie bei einem Gasthaus – etwas bezahlen müssen. Hier trifft man sich, kann seinen Kaffee mitbringen und geht vielleicht mit einem Strauß bunter Kräuter oder einem frischen Salatkopf wieder nach Hause.
Die anfänglichen Bedenken, der Platz könne mutwillig zerstört werden, haben sich zerstreut. Einmal stellte ein rücksichtsloser Zeitgenosse Sperrmüll in den Hof, aber das blieb das einzige Ärgernis. Als die Verantwortlichen den Platz nach längerer Zeit mal wieder sauber fegen wollten, fanden sie ihn picobello vor. Ein türkisches Lehrerehepaar aus dem Nachbarhaus ist so begeistert von dem Idyll, dass es für die beiden selbstverständlich ist, den Hof sauber zu halten.
Innenhof Stadtgarten. Foto: Bärbel Altendorf-Jehle
Obwohl die Brühlstraße nicht gerade das Aushängeschild von Sulz ist, so ist der dortige Stadtgarten schon kein Geheimtipp mehr. Zumindest die Einheimischen haben ihn längst in Beschlag genommen und lieben ihn – so wie die ältere blinde Dame, die mit ihrem Mann oft hierherkommt. Sie liebt den Duft der Pflanzen und lauscht dem Wind, wenn er die Blätter sachte hin und her biegt. Hans-Ulrich Händel: „Wenn ich das sehe und höre, geht mir das Herz auf.“