Eine Tür, die nicht abhält, sondern aufhält, das wünsche ich mir auch für unseren Glauben. Lange meinte man, den Glauben durch Gebote, Verbote und Lehrsätze sichern und festhalten zu können. Immer neue Pflöcke wurden eingehauen, wie die Ziernägel im dem Tor auf unserem Bild.
Aber erlernte Glaubenssätze sind nicht das Eigentliche unseres Glaubens. Sie können mir das Abenteuer des Glaubens nicht ersparen. Denn wir glauben eigentlich keine Lehrsätze, sondern wir glauben einer Person.
Wie durch ein Tor in die Beziehung zu Gott treten
Glaube bedeutet, mit Gott in Beziehung zu treten, so wie ich durch eine Tür trete, um etwas anderem zu begegnen oder Freunde zu treffen. Die Begegnung ist das Eigentliche.
Immer wieder aber siegt der Kleinglaube in unseren Herzen: Wo kommen wir hin, wenn wir das zulassen. Immer wieder schotten wir uns lieber ab, als Türöffner für andere zu sein. Wir suchen lieber die Sicherheit und Ruhe im Halbschatten dicker Mauern, als uns auszusetzen und die Offenheit und Vielfalt schätzen zu lernen.
Die Weite und Offenheit, die Gott mir zumutet, ist nicht immer einfach auszuhalten. Ich bekomme nicht auf jede Frage eine Antwort. Glaube geht nicht auf wie eine mathematische Gleichung. Es bleiben Leerstellen und Unbekannte.
Wenn es uns schlecht geht, fragen wir uns oft: „Warum wird gerade mir diese Krankheit oder dieser Schicksalsschlag zugemutet?“ „Warum rettet Gott nicht, obwohl ich im Gebet schon so lange zu ihm um Hilfe schreie? Ich habe doch immer treu nach seinen Geboten gelebt und jetzt das …“
Diese Spannungen mutet Gott uns zu. Glaube und Vertrauen sind gerade dann gefragt, wenn wir sozusagen noch im Torbogen stehen; wenn wir noch nicht sehen, dass Gott hilft, und ratlos sind.
Stehen im halb geöffneten Tor, Gottes Hilfe ist noch nicht sichtbar
Die Jahreslosung bringt diesen Standort zum Ausdruck wie in einem kurzen Gebet: „Herr, ich glaube; hilf meinem Unglauben“ (Markus 9,24). Der Vater, der Jesus gegenüber so spricht, möchte ihm gerne vertrauen, aber er merkt, dass die Zweifel an ihm nagen. Er bekennt seine innere Not. Ich möchte ja glauben, aber du, Jesus, hilf mir, meine Angst und meine Zweifel zu besiegen, hilf mir, mich hinauszuwagen ins Risiko des Glaubens, der mich frei macht.
Die Jahreslosung aus dem Markusevangelium begleite uns auf unserem Weg des Glaubens, wie eine tägliche Dehnübung zwischen „Herr, ich glaube“ und „hilf meinem Unglauben“. Das soll uns genügen, jeden Tag aufs Neue, weil auch Jesus nicht mehr von uns erwartet.