Jesus - sein Handeln ein Geheimnis
Immer wieder hält Markus fest, dass alle sich „entsetzen“ über das, was Jesus tut und kann (beispielsweise in Markus 1,27 oder Markus 2,12). Er heilt Kranke und predigt in Vollmacht. Einprägsam wird Gleichnis um Gleichnis präsentiert. Einerseits gewinnt Jesus also als der erwartete Messias Profil, aber andererseits verhindert er selbst seinen Ruhm. Denn häufig verbat es Jesus selbst, ihn bekannt zu machen. Insbesondere an der Gelenkstelle zwischen den beiden Hauptteilen ist das abzulesen. Petrus bekannte (als Sprecher der Jünger) Jesus als erwarteten neuen König, als Messias, als Christus (Markus 8,27). Jesus reagierte scharf: „Niemand soll es erfahren!“ So sprach er schon zu den Leuten um den Gehörlosen (Markus 7,36f.) und um den Blinden (Markus 8,26). So wurde in diese „Biographie“ über Jesus als Christus ein Spannungsbogen eingebaut. Man nennt es das Messiasgeheimnis.
Zum einen wollte Jesus seine Jünger schützen. Denn sein Machtanspruch wurde politisch verstanden. Seine Sendung in Wort und Tat wollte er vor seiner Verhaftung vollenden (Markus 10,45). Deshalb zögerte Jesus es lange hinaus, als einer bekannt zu werden, der der Messias sein könnte. Erst in Jerusalem, in seinen letzten Tagen, ließ er sich auf klärende Streitgespräche ein und legte schließlich mit der Tempelreinigung seinen messianischen Anspruch offen.
Leben, Sterben, Auferstehung Jesu - ein Geheimnis
Jedoch: Das Leben, Sterben und Auferstehen Jesu Christi bleiben von einem Geheimnis umgeben. Ein Geheimnis ist kein Rätsel, das man durch große Gedankenanstrengung entschlüsseln könnte. Aber einem Geheimnis kann man auf die Spur kommen.
Für mich war es als Kind ein großes Geheimnis, dass meine Mutter immer Gummibärchen parat hatte, wenn ich Trost brauchte. Immer kam sie dazu aus dem Schlafzimmer. Ich folgte dieser Spur und konnte eines Tages durch den Türspalt erblicken, dass sie im Schrank auf dem obersten Brett einen großen Karton, gefüllt mit Gummibärchen, hatte. Das Rätsel war gelöst.
Ostern - das Geheimnis wird gelüftet
Das Geheimnis Jesu wird vorbereitet. So schreibt es Paulus: „Wir reden von der Weisheit Gottes, die im Geheimnis verborgen ist, die Gott vorherbestimmt hat vor aller Zeit!“ (1. Korinther 2,7) Vor aller Zeit, also schon vor der Erschaffung der Welt, hat Gott sein Geheimnis vorbereitet. Es wird nicht enträtselt, sondern von Gott selbst gelüftet, geoffenbart. „Und als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn.“ (Galater 4,4) Der Evangelist Markus nimmt die Hörer und Leser aller Zeiten mit auf diesen österlichen Weg: „Jesus auf die Spur zu kommen …“
Das passt zum Osterfest. Denn Ostern wird mit Überraschung und Suchen, mit Freude und Finden begangen. Gerade Kinder lieben es, an den Festtagen die kleinen Überraschungen in ihrem Versteck zu finden. Aber auch die Kreuzwege und Ostergärten laden ein, das überraschend Neue zu entdecken. Im bibliorama wird es an einem großen Bild ermöglicht, aus der Dunkelheit ins Licht zu kommen, wenn sich da ein Mensch in Bewegung setzt.
So könnte es in diesem Jahr ein besonderer, inspirierender Weg sein, das Markusevangelium neu zu lesen. Die geheimnisvolle Vollmacht Jesu wahrzunehmen, sich auf das damalige Geschehen einzulassen und mit dem Volk Gottes zu sprechen: „Was dieser Jesus tat, das gilt für mich!“
Zum Weiterdenken
Fragen zur Vertiefung für die vierte Woche in der Passionszeit:
Was beeindruckt Sie an den Taten und Worten Jesu besonders? Was bleibt Ihnen rätselhaft?
Was verbinden Sie mit dem Brauch, an Ostern Schokoladeneier zu suchen?