Dass das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen – heute „BaFin“ – in den 1970er- und 80er-Jahren das Aus der selbstverwalteten Bank in Gammesfeld erzwingen wollte, hänge wohl damit zusammen, dass die nicht spektakulär genug war, „als dass man von ihr geblendet gewesen wäre“ , schreibt Unbehauen.
Die Not des Nächsten vor Augen haben
Ganz anders etwa als ein Unternehmen wie Wirecard. Das börsennotierte Unternehmen ging in einem Skandal unter. Die Raiffeisenbank in Gammesfeld, 1890 gegründet, existiert bis heute unter Vogts Nachfolger Peter Breiter und hat noch nie einen Kredit verloren.
„Man muss nicht immer einer Meinung mit Fritz Vogt sein. Aber es lohnt sich, ihm zuzuhören“, schreibt Unbehauen. So lässt er Vogt zu Wort kommen. Dieser spricht über Landwirtschaft, Kriegsende und Bankgeschichte, über einen gründlich missglückten Banküberfall und über existenzielle Themen wie Glück und Religion, Widerstand, Freundschaft, Tod und Liebe. „Es heißt, Geld arbeitet“, sagt der Journalist an einer Stelle. „Geld arbeitet nicht – aber derjenige, der Geld braucht, arbeitet für den, der es hat“, erwidert Vogt trocken.
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Fritz Vogt hat sich selbst nie aus der Verantwortung genommen, selbst dann nicht, als ihm im juristischen Kampf um die Raiffeisen-Idee, der 1987 bis vor den Bundesverwaltungsgerichtshof führte, Haft drohte. Jeder Mensch müsse verantwortlich sein: für sich selbst, „aber eben auch für das Wohl der Nächsten“. Und dafür müsse man „den Nächsten kennen und seine Not vor Augen haben“, sagte Vogt.
Den härtesten Kampf seines Lebens habe er aber nicht gegen die Bankenaufsicht geführt, sondern gegen eine Verbrennungsanlage zur Entsorgung verseuchter Erde. Vogt und seinen Mitstreitern ging es dabei um die Lebensmöglichkeiten künftiger Generationen, anderen im Dorf um Einnahmen. Diese Spaltung habe er als hart empfunden. Der Landwirt und Banker im Ruhestand hat sein Handeln danach ausgerichtet, was jesusgemäß wäre: „Für mich ist das Christentum keine Religion, sondern eine Lebenseinstellung.“ Es sei „eine Anleitung dazu, wie man das Leben in dieser Welt friedvoll, versöhnungsbereit und ethisch gestaltet“.
Zentral war für ihn dabei der Begriff „Buße“: „Nicht das Bußetun für die kleinen Verfehlungen im Alltag, sondern Buße als Synonym dafür, sich selbst zurückzunehmen, Abschied zu nehmen von Überheblichkeit und Egoismus – ob als Nation, als Religionsangehöriger oder als Einzelmensch.“