Einige hundert Meter später fällt der Blick auf das Arma-Christi-Kreuz im Wetterkasten eines Bauernhauses. Es dürfte nach Ansicht der Experten aus dem 15. Jahrhundert stammen. Man sieht den gekreuzigten Jesus mit Maria und Johannes – und Leidenswerkzeuge, auch eine Leiter, die bei der Abnahme des Leichnams Jesu vom Kreuz verwendet wurde. Direkt gegenüber steht die Gumpeltshofener Kapelle, die im 18. Jahrhundert erbaut wurde. Sie ist ein typisches Beispiel für einen Ort des Gebets für Familien, deren Bauernhof zur damaligen Zeit außerhalb größerer Siedlungen lag. Die Kapelle wurde im 19. Jahrhundert – entsprechend den Vorlieben der katholischen Volksfrömmigkeit – als Lourdes-Grotte umgestaltet und zur Wallfahrtskapelle geweiht.
Die Glocke, die sich im sechseckigen Türmchen befindet, stammt aus dem Jahr 1763. „Bis vor wenigen Jahren wurde sie täglich um zwölf Uhr von meiner Mutter zum Angelus-Gebet geläutet“, erzählt Konrad Prinz, Besitzer des benachbarten Bauernhofs. Doch mittlerweile mache der Mutter das Alter zu schaffen. So hofft er darauf, dass man eines Tages durch Spenden in der Lage sei, ein elektronisches Geläut für die Kapelle, die sich heute im Besitz der Stadt Isny befindet, anzuschaffen. Konrad Prinz hofft aber auch inständig darauf, dass die im vergangenen Jahr coronabedingt ausgefallene Maiandacht und das Rosenkranzgebet im Oktober in diesem Jahr wieder in der Kapelle stattfinden mögen.
Sich mit Haus- und Feldkreuzen Stätten der Andacht zu schaffen, das war in katholisch geprägten Landstrichen in früheren Zeiten selbstverständlich. Man baute sie etwa bei Viehseuchen, nach Unwettern, persönlichen Unglücksfällen oder in Erinnerung an liebe Verstorbene. Diesen Ursprung dürfte auch ein weiteres auf dem Weg liegendes Arma-Christi-Kreuz haben, das ganz aus Metall gefertigt ist und bei dem die Leidenswerkzeuge wie ein Strahlenkranz um den Leib Christi angeordnet sind. Drei Würfel kurz unterhalb der Spitze des Kruzifixes weisen darauf hin, dass um Jesu Kleider gespielt wurde.
Ein Kreuz aus dem 15. Jahrhundert beim Bauernhof. Foto: Brigitte Geiselhart
Den kleinen Schlenker zur Gumpeltshofer Höhe, die eine Aussicht tief ins Argental und bis zur Waldburg verheißen würde, darf – oder muss – man sich an diesem Tag leider schenken. Verständlich, dass dieser Teil der Strecke angesichts der Unmengen von Schnee, die in den vergangenen Tagen gefallen sind, noch nicht geräumt werden konnte.
Bildstöckleweg - Der Schnee verdeckt die Schrift
Der kleine Umweg nach Beuren zurück, um dann den Bildstöckleweg ein Stück weit in anderer Richtung in Angriff zu nehmen, ist aber kein Problem. Es geht noch einmal ein paar hundert Meter bergauf bis zu einem Waldstück. „Maria mit dem Kinde lieb, uns allen Deinem Segen gib“, so steht es auf einem Marienbild, das schon seit vielen Jahrzehnten an einer Fichte am Waldrand angebracht worden ist.
Jetzt heißt es aber, noch einmal den Ausblick auf Beuren, die verschneiten Hänge, und in Richtung Schloss Zeil zu genießen. In der St. Petrus und Paulus Kirche ein wenig zu verweilen und Gott für eine wunderschöne Winterwanderung zu danken, ist in jedem Fall ein guter Abschluss – ganz unabhängig davon, welcher Konfession man angehören mag. Der Tag ist aber noch nicht zu Ende. Ein Abstecher in die Isnyer Altstadt ist ein Muss. Zwischen Wassertor, Blaserturm, Espantor und den Türmen der Nikolai- und Georgskirche darf man in die fast 1000 Jahre zurückreichende, bewegte Stadtgeschichte der einstigen Freien Reichsstadt eintauchen.
Der Altar der Kirche St. Petrus und Paulus. Foto:
Brigitte Geiselhart
Und inmitten des mittelalterlichen Stadtovals kann man davon träumen, wie schön es jetzt wäre, in einem der Cafés und Restaurants einen warmen Kaffee zu trinken oder sich Allgäuer Kässpätzle schmecken zu lassen. Im Winter 2021 müssen die mitgebrachte Stulle aus dem Rucksack und der heiße Tee aus der Thermoskanne reichen. Aber auch der wärmt Herz und Gemüt. □
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