Am ersten Advent beginnt ein neues Kirchenjahr. Wie anders feiern wir doch den Beginn des Kirchenjahres gegenüber dem Beginn des Kalenderjahres.
Am 1. Januar schießen wir mit Feuerwerkskörpern und Böllern hinaus in die Dunkelheit. Wir verjagen die Angst vor dem Neuen mit Krachen und Blitzen. Doch wenn die Feuerwerkskörper verloschen sind, ist die Nacht noch dunkler als zuvor. Je mehr ich die Angst verdränge, umso stärker kommt sie zurück.
Wir müssen keine Angst haben - Weihnachten: Licht vertreibt die Finsternis
Am ersten Advent wird uns ein anderer Weg gezeigt. Nicht Böller werden da angezündet, sondern eine Kerze. Eine einzige Kerze kann einen großen Raum mit warmem Licht erfüllen und Hoffnung spenden. Diese Kerze ist das Symbol für den, der kommt, Jesus Christus. Er kommt nicht mit brachialer Gewalt, sondern als wehrloses Kind, vor dem wir keine Angst haben müssen.
Es erinnert uns an unsere geschöpfliche Ursprünglichkeit. Wir kommen nicht als reiche Wirte zur Welt, sondern als nackte Kinder. Jedes Kind ist ein Bild für unsere Bedürftigkeit. „In jedem Sein wohnt ein Sollen“, sagt Hans Jonas. In jedem Kind wohnt unsere Aufgabe, sich dem Nächsten zuzuwenden.
„Sieh hin und du weißt!“ Es ist eine Überwindung der lähmenden Furcht durch die Liebe Gottes. Wenn wir an Jesus glauben, wird in unserem Herzen eine Kerze angezündet und die Dunkelheit der Angst verliert ihre verschließende Macht.
Weihnachtlichstes Krippenspiel
Beliebt ist die Rolle des Wirtes in den Krippenspielen meist nicht. Peter wollte eigentlich den Verkündigungsengel spielen. Aber diese Rolle hat ein Mädchen bekommen. Er sollte den hartherzigen, abweisenden Wirt spielen. Er tat es mit nur wenig Leidenschaft. Bei den Proben ging’s noch einigermaßen, doch dann kam der Heilige Abend. Krippenspiel im Familiengottesdienst. Maria und Josef kommen nach Bethlehem. Sie klopfen an seiner Tür: „Bitte, lieber Wirt, meine Frau bekommt ein Kind, wir kommen von weit her, können wir nicht bei dir übernachten?“ Peter steht in der geöffneten Tür und soll etwas sagen. Als er die herzzerreißende Situation sieht, bringt er keinen Ton heraus. Alle sind gespannt. Die Souffleuse im Hintergrund ruft es ihm mehrfach zu: „Nein, schert euch fort.“ Irgendwann wiederholt es Peter: „Nein, schert euch fort.“ Er sagt es wenig überzeugend, aber alle sind erleichtert, dass das Spiel weitergehen kann. Maria und Josef gehen weiter.
Peter steht an der Schwelle und sieht den beiden nach. Die Tränen treten ihm in die Augen. Und jetzt bekommt das Krippenspiel eine neue Wendung. Peter geht den beiden nach: „Bleib hier, Josef, bring Maria wieder zurück. Ihr könnt mein Zimmer haben.“ Und sein Gesicht verzog sich zu einem breiten Lachen. Manche Gottesdienstbesucher meinten danach, Peter habe das ganze Krippenspiel verdorben. Aber die meisten hielten es für das weihnachtlichste Krippenspiel, das sie je gesehen hatten.