Der Traufgang zum Zeller Horn trägt den Titel „Zollernburg-Panorama“. Er beginnt bei Albstadt-Onstmettingen und führt in einer 16 Kilometer langen Schleife über den Höhenzug der Alb. Man kann ihn nach Belieben verkürzen und variieren, wer nur mal eben vom Parkplatz am Nägelehaus zur Burg hinüberlugen möchte, kann auch die Kurzverbindung über die Wiese nehmen.
Preußenkönigs Friedrich II. hatte sich einst für die Kartoffel stark gemacht. Maultaschen hingegen sind die Stärke des Nägelehauses am Raichberg. Fotos: Andreas Steidel, Katja Pfrommer
Das Nägelehaus ist ein Wanderheim des Schwäbischen Albvereins, ein Höhengasthof der etwas größeren Art, der selbst Gruppen reichlich Platz bietet. Insbesondere die Auswahl an Maultaschen ist beeindruckend, es gibt sie dort in der Brühe, geschmelzt, überbacken oder nach Art des Hauses.
Zu den spektakulärsten Punkten am Traufgang „Zollernburg-Panorama“ gehört der „Hangende Stein“. Ein Erdbeben hat hier vor 600 Jahren den Fels ins Wanken gebracht. Seither geht ein 200 Meter langer Riss durch die Landschaft, eine zwei Meter breite Felsspalte, die heute von einem kleinen Steg überbrückt wird. Angeblich sind in früheren Zeiten allzu Neugierige schon hineingefallen und jämmerlich verhungert.
Das freilich gehört auch in den Bereich jener Geschichten, die man sich gerne am Albtrauf erzählt. Die Geschichte von Friedrich Wilhelm IV. geht so weiter, dass er nach seinem jugendlichen Abstecher auf die Schwäbische Alb eine katholische Prinzessin heiratete (Elisabeth Ludovika von Bayern). Das allerdings unter der Bedingung, dass sie anschließend zum evangelischen Glauben übertreten würde.
Doch die weigerte sich zunächst, die Konfession zu wechseln. Erst nach einem vierjährigen diplomatischen Hin und Her gestand man ihr eine Übergangszeit zu, in der sie sich in die neue Lehre einfinden durfte. 1826 wurde geheiratet und 1829 war dann endlich auch die Prinzessin und spätere Königin von Preußen protestantisch geworden.
Preußenkönig Friedrich II. Foto: pb-bild
Das Nebeneinander von evangelischer und katholischer Tradition ist auch heute noch auf der Burg Hohenzollern gegenwärtig. Die Hausherrschaft teilen sich die protestantischen Preußen, denen zwei Drittel der Anlage gehört, mit den schwäbisch-katholischen Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen, die zu einem Drittel Eigentümer sind.
Von Anfang an hat es deshalb zwei Kapellen auf der Burg gegeben: Eine katholische mit dem Namen St. Michael und eine evangelische, die den Titel Christuskapelle trägt. Die Michaelskapelle ist der einzige Ort der neugotischen Burg Hohenzollern, in dem ein Stück Mittelalter bewahrt werden konnte. Die Christuskapelle sollte aus ganz anderen Gründen in die Geschichte eingehen: Hier stand fast 40 Jahre lang der Sarg Friedrichs des Großen, ehe er nach der Wiedervereinigung 1991 nach Sanssouci in Potsdam überführt wurde.
Die Burg-Kapellen üben bis heute einen eigentümlichen Charme aus. Ein warmes Himmelblau dominiert die evangelische Kirche, ein Rot-Ton hingegen die katholische. Unter der Christuskapelle findet sich sogar noch eine orthodoxe Kapelle, die Louis Ferdinand von Preußen Mitte des 20. Jahrhunderts für seine russische Ehefrau Prinzessin Kira hier bauen ließ.
Friedrich Wilhelm IV. hat die Vollendung seiner Burg nicht mehr miterlebt. Er starb 1861, die Bauarbeiten hingegen waren erst 1867 abgeschlossen. Man hätte ihm den Blick vom Zeller Horn auf sein Werk wahrhaftig gegönnt.