Im Sommer 2019 begannen Proteste der Menschen gegen die Politik, gegen die Korruption im Land. Dann kam Corona. Und jetzt? Kürzlich hat Präsident Michel Aoun Ex-Premier Saad Hariri erneut zum Ministerpräsidenten ernannt und mit der Bildung einer Regierung beauftragt. Hariri war erst im Januar nach anhaltenden Protesten aus der Bevölkerung zurückgetreten. „Er verspricht Reformen und will Fachleute einstellen anstelle der alten Cliquen. Dabei hängt er selbst drin in dem alten Netzwerk“, beobachtet Friederike Weltzien. Finanzielle Hilfen, die andere Länder versprechen, sind an die Bedingung geknüpft, dass es Reformen gibt. Das heißt, sie fließen erst mal nicht.
Durch die Explosion im Sommer seien auch Krankenhäuser zerstört worden, im Gesundheitssystem herrscht große Not. Die Corona-Pandemie verbreitet sich massiv, wenngleich es wenig belastbare Zahlen gibt: Es wird kaum getestet. Die Lage ist verzweifelt. „Diejenigen, die es können, kehren dem Land den Rücken“, sagt die Pfarrerin.
Die Deutsche Gemeinde in Beirut hat aus Deutschland viele Spenden bekommen. Diese gibt sie direkt weiter an drei Hilfsorgansiationen, die Wohnungen wieder aufbauen und Lebensmittel verteilen. Außerdem ist die Schule für syrische Flüchtlingskinder, die von der Gemeinde betrieben wird, komplett auf Spenden angewiesen.
Friederike Weltzien liegt noch ein weiteres Projekt am Herzen: Die Stätte für interkulturelle Begegnungen im Süden des Landes. Dort leben zur Zeit Frauen aus zerstörten Beiruter Häusern und es werden Lebensmittelpakete für die Menschen in der Hauptstadt gepackt.
◼ Informationen im Internet: www.evangelische-gemeinde-beirut.org