Kirchenmitglieder sollen nicht zu Kunden oder Konsumenten christlicher Inhalte degradiert werden. Die Landeskirche möchte mit ihnen in einen echten Dialog treten, Teilhabe ermöglichen. Das ist reformatorische Freiheit 4.0. Digitale Kirche funktioniert nicht per Dekret, sondern ist ganz wesentlich eine von den einzelnen Kirchenmitgliedern gebaute Kirche, Priestertum aller Gläubigen.
» Die digitale Kirche möchte die analoge nicht ersetzen «
Mit den digitalen Medien und Plattformen bekommt die Kirche neue Werkzeuge an die Hand, um dies zu ermöglichen.
Für Kirchenmitglieder könnte durch Digitalisierung vieles einfacher werden: die Anmeldung in der Kita, Vorbereitungen von Taufe oder Trauung, Terminkalender, Raumbelegung im Gemeindehaus et cetera. Innerhalb der Verwaltung werden dadurch Abläufe für haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter vereinfacht und erleichtert.
Mithilfe digitaler Technologien können Aufgaben künftig effizienter erledigt werden. Alle, die in der und für die Kirche arbeiten, sollen dies in einer Umgebung tun, die ihnen hilft, ihrem Auftrag bestmöglich nachzukommen. Das soll zum Beispiel eine neue Gemeindesoftware gewährleisten, die gegenwärtig in Kooperation mit anderen Landeskirchen entwickelt wird. Durch die Digitalisierung wird keine von der analogen Kirche losgelöste „digitale Kirche“ – eine Kirche in virtuellen Räumen – sondern vielmehr eine Ergänzung des bestehenden Angebots geschaffen werden.
„Digitale Kirche“ ist ein Sammelbegriff. Die einen denken an Gottesdienste, die im Internet übertragen werden. Andere haben christliche „Influencer“ vor Augen, die auf Instagram aus ihrem Leben berichten. Wieder andere erobern den virtuellen Raum mit Computerspielen, die die biblischen Zeiten vergegenwärtigen. Oder nutzen das „immer-dabei-Gesangbuch“, die Smartphone-App mit dem Namen „cantico“.
Nico Friederich ist Verantwortlicher für den Digitalen Wandel in der Landeskirche.
(Foto: Pressebild/ Manfred Zoll)
Die digitale Kirche kann die analoge Kirche, wie wir sie seit 2000 Jahren kennen und leben, nicht ersetzen – das möchte sie auch gar nicht. Im Idealfall ist die digitale Kirche eine Brücke zu den Menschen, die durch die analoge Kirche nicht oder noch nicht erreicht werden.
Digitalisierung ist für unsere Landeskirche eine echte Chance. Wir sollten sie ergreifen.