Heiter wirken sie, die Rückkehrer aus vielen südeuropäischen Ländern, noch bekleidet mit Trägershirts und sonnengebräuntem Gesicht. Viele nutzen die Chance des kostenlosen Tests, fragen aber sicherheitshalber nach dem Preis: „800 Euro bei mir, 400 Euro beim Kollegen da drüben und kostenlos bei denen, die es können: Fahren Sie ein Stück weiter zu den gelben Abstreifern“, sagt Reicherts mit einem Augenzwinkern.
Freiwillige Helfer arbeiten in der Teststation am Parkplatz Kemmental. Foto: Brigitte Scheiffele
Zuhören, freundlich sein, einweisen, manchmal korrigieren und Verständnis zeigen, das ist für alle die große Herausforderung. Steffi Ludwar, Kreisbereitschaftsleiterin des DRK Alb-Donau-Kreis, sagt: „Das, was die Leute hier tun, geschieht in ihrer freien Zeit.“ Zum Teil hätten sie sich Urlaub genommen, Rentner seien dabei oder Arbeitssuchende, Schichtarbeiter, Studenten an vorlesungsfreien Tagen und Krankenpfleger, die freie Tage opfern. Helfen sei ein Dienst am Nächsten und das geschehe „aus Liebe zum Menschen“ – was sich sogar ein Helfer auf seinen Unterarm tätowieren ließ.
Corona Teststation - Ein Test für Papa und seinen Chef
Gutes zu tun steht auch für die Katholikin und gelernte Kinderkrankenschwester im Vordergrund, die Verantwortung für 22 DRK-Ortsvereine im Kreisverband mit 840 aktiven Mitgliedern trägt: „Unsere Leute erbringen gerade eine irre Leistung“, fasst sie zusammen. Immer wieder gebe es ein Dankeschön: „Sogar bei 70 Minuten Wartezeit kam kein schlechtes Wort von den Autofahrern, sondern nur Lob.“
Allmählich meldet sich Reicherts Hunger. Schon kommen mit dem Cateringwagen die „wichtigsten Menschen der Stunde“, mit Essen. Scherzend lenkt er noch Angela Condello aus Stuttgart zum Abstrich, die ihren Urlaub im italienischen Cinque Terre verbracht hat. Auch sie will sicher gehen, dass sie unter die Leute kann, und scherzt mit Reicherts, der seit sechs Stunden spricht und spricht und spricht. Sozialwissenschaftlerin Katja Schnell am Sozialministerium in Stuttgart hat die Teststelle koordiniert und weiß, wie sehr sich die ehrenamtlichen Helfer, dazu Security und die Amtshilfe ins Zeug legen. Alle würden mehr arbeiten als sie müssten, was beeindruckend sei. Hinzu komme die Unterstützung der Alb-Donau-Klinikum GmbH.
Umhüllt mit Geschirrtuchmasken will sich eine Ulmer Familie testen lassen, die am Tag zuvor zu spät zur Corona-Teststation in Neuenburg kam. Und auch Helmut Kölle aus Geislingen hatte Pech am Stuttgarter Flughafen: Mit seinem Hänger am Fahrzeug fand er keinen Parkplatz, nachdem er seinen Urlaub in Südfrankreich nach einer Woche abbrechen musste – in jedem Fahrzeug eine neue Geschichte. Reicherts hat Feierabend, endlich kommt seine Ablösung. □