Eine Chance, Unterschiede zu verstehen, bot der Workshop „Was ich schon immer fragen wollte ...“, in dem Vertreter von acht Konfessionen Fragen beantworteten. Die Teilnehmer wechselten nach 15 Minuten in eine andere Gruppe, so dass sich alle über drei Konfessionen informieren konnten. In der offenen Atmosphäre gingen die Fragen hin und her. Wie halten es griechischorthodoxe Priester mit dem Zölibat? Die meisten hätten Ehefrau und Familie, antwortete Vikarbischof Emmanuel Sfiatkos aus Berlin. Er hingegen lebe zölibatär.
Sind Anglikaner eher katholisch oder evangelisch? Von beidem etwas, sagte Christopher Easthill, Pfarrer in Wiesbaden, „wir sind katholisch und reformiert“. Und wer darf im anglikanischen Gottesdienst das Abendmahl empfangen? „Jeder, der getauft ist, egal von wem.“ Bei den Mennoniten stehe Friedens- und Jugendarbeit im Mittelpunkt, erklärte die Berliner Pastorin Martina Basso. „Ich erlebe ein ungebremstes Interesse an Glaubens- und Lebensfragen.“ Ein Workshop, der Lust machte, sich auf andere einzulassen.
Am Abend des Samstags folgte die praktische Gastfreundschaft. In „ökumenisch sensibler Weise“ fanden vier konfessionelle Gottesdienste statt. An allen waren auch Vertreter anderer Konfessionen anwesend – und nahmen am Abendmahl teil. So empfing die evangelische ÖKT-Präsidentin Bettina Limperg beim katholischen Gottesdienst im Frankfurter Dom die Eucharistie, während der katholische ÖKT-Präsident Thomas Sternberg beim Abendmahl im evangelischen Gottesdienst dabei war. Die Entscheidung über die Teilnahme am Abendmahl der anderen Konfession sollte eine Gewissensentscheidung jedes Einzelnen sein. Was, wie Thomas Sternberg betonte, in den Gemeinden tagtäglich passiere, sei nun öffentlich gemacht worden – „das soll in keiner Grauzone mehr sein“.
Foto: ÖKT/Bongard
Jedoch sind auf diese Weise längst nicht alle trennenden Probleme gelöst. So war geplant, dass im katholischen und im evangelischen Gottesdienst Vertreter der jeweils anderen Konfession predigen. Doch eine Predigt des evangelischen Stadtdekans Achim Knecht in der Eucharistiefeier im Dom war nach katholischem Recht nicht möglich, erklärte sein katholischer Kollege Johannes zu Eltz mit Bedauern. „Lieblosigkeit in ökumenischen Beziehungen ist kein Kavaliersdelikt“, fügte er hinzu: „Deshalb müssen wir aus der Festung raus, solange es noch geht.“
Es erinnert an die Worte des Bundespräsidenten von der Stadt auf dem Berge und den trennenden Mauern. Die sind längst nicht abgebaut. Aber vielleicht führt der kleine Riss von Frankfurt zumindest dazu, dass man sich künftig ein bisschen besser sieht und hört.