Gerade zu der Zeit Jesu hofften die Israeliten auf einen neuen Bevollmächtigten, dem es gelingen würde, das römische Reich durch eine neue Königsherrschaft abzulösen. Denn die römische Gewalt war jeden Tag spürbar; auch im Tempel zu Jerusalem waren römische Herrschaftszeichen sichtbar.
Als Jesus in seinem Heimatort Nazareth in die Synagoge ging und die Schriftlesung halten sollte, wurde ihm die Schriftrolle des Propheten Jesaja gereicht. Und Jesus las (Lukas 4,16ff.): „Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat und gesandt zu verkündigen…“. Jesus bezog dieses Wort auf sich. Obwohl die Nazarener auch das Neue erwarteten und Prophetenworte aus Jesaja 61 sozusagen Lieblingsverse waren, konnten sie den Anspruch Jesu nicht gutheißen. Sie stießen ihn aus der Stadt. Aber Jesus selbst erneuerte und wiederholte seine Berufung durch die alten Verheißungen. Er sagte selbst seinen Leidensweg voraus (zum Beispiel Lukas 9,22 und andere Evangelien). Er setzte seine Lehre in den Rahmen der Worte Jesajas (vergleichen Sie dazu Lukas 8,9-10 mit Jesaja 6,9).
Die ersten Christen schätzten die Buchrolle Jesaja sehr. Ein äthiopischer Finanzminister scheute keinen Weg und keine Kosten, um diese Schriftrolle in Jerusalem zu erwerben (Apostelgeschichte 8,26). Durch diese Bibelworte wurde ihm Jesus als Christus, als Messias, als Gesalbter erklärt. Der Apostel Paulus begründete ebenfalls mit Jesajaworten das Rettungsangebot durch Jesus (Römer 10,16).
Vorfreude schon an Karfreitag
Mit Jesaja heißt es: „Frohe Ostern!“ Denn sein Lied geht um die Welt. Das Lied singt von Gottes Knecht, der neues Leben bringt. Ja, dass Gott selbst mit all seiner Schöpferkraft in diesem Boten auf unsere Welt kommt! Die ersten Christen sangen dieses Lied von der frohen Botschaft Gottes: vom „Evangelium Gottes, das er zuvor verheißen hat durch seine Propheten in der Heiligen Schrift, von seinem Sohn, der geboren ist aus dem Geschlecht Davids nach dem Fleisch, der eingesetzt ist als Sohn Gottes in Kraft nach dem Geist, der heiligt, durch die Auferstehung von den Toten – Jesus Christus, unser Herr!“ (Römer 1,2-4).
Die Melodie des Hymnus kennen wir leider nicht mehr. Aber wir können mitjubeln! Vielleicht mit dem Osterruf der orthodoxen Christen: „Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!“ Oder wir können mitsingen, zum Beispiel mit den Worten Paul Gerhardts:„Auf, auf mein Herz mit Freuden, nimm wahr, was heut geschieht. Wie kommt nach großen Leiden nun ein so großes Licht!“ (Evangelisches Gesangbuch 112).
Zum Weiterdenken
Fragen zur Vertiefung für die dritte Woche in der Passionszeit:
■ Welche fröhlichen Osterlieder kennen Sie?
■ Inwiefern ist die Vorfreude auf Ostern schon am Karfreitag passend und möglich?