Geschätzt wird auch die Möglichkeit, sich in der Gruppe Gleichaltriger neu zu orientieren. Viel Anklang finden zudem gemeinsame Aktivitäten wie das Konficamp oder die Fußballturniere unter Konfirmandengruppen. Häufig können die Konfirmanden im Konfirmationsgottesdienst ihre eigenen Vorlieben und Sichtweisen mit einbringen, erzählen oder singen von dem, was sie bewegt, was sie gelernt und womit sie sich beschäftigt haben. Noch heute schwärmt Martina vom Konfirmationsgottesdienst ihres Sohnes 2015, bei dem die Konfirmanden die Liedauswahl übernommen hatten und bei dem in den Kirchenbänken getanzt wurde. Weitgehend verschwunden sind die früher üblichen und vor allem angesichts der Hetze beim Festessen gefürchteten Zusatzgottesdienste am Nachmittag der Konfirmation. Wie bei Sophia steht bei immer mehr Konfirmanden heutzutage erst die Taufe an, die meist gleichfalls im Familienkreis begangen wird. Auf Sophias Wunsch hin wurde sie im Fluss ihres Heimatortes getauft.
Sophia wurde vor der Konfirmation im Fluss getauft. Es muss nicht immer dunkel sein: Ein Festtagskleid in Rot oder rosa ist heute keine Seltenheit. Foto: privat, Waltraud Günther
Heutzutage gibt es unzählige Anregungen für die Gestaltung der Feier, von Bastelanleitungen für Einladungskarten oder Tischdekorationen bis hin zu Checklisten mit Ratschlägen wie „Nicht übertreiben und auch nicht geizen“. Je höher der eigene Perfektionsanspruch, desto größer erleben die Eltern den Stress vor der Feier.
Der Vater kommt nicht zum Konfirmationsgottesdienst
Für in Patchworkfamilien lebende oder alleinerziehende Konfirmandeneltern bergen die Feierlichkeiten noch andere Stolpersteine. So berichten alleinerziehende Mütter, dass sie sich angesichts der vielen eingeforderten Elternaktivitäten, die vom Elternprojektchor bis zum gemeinschaftlichen Binden der Blumengirlanden reichten, teilweise überfordert fühlten.
Für viele getrennt lebende Konfirmandeneltern stellt die größte Hürde die Familienfeier dar. Vor allem, wenn parallel Scheidungsdramen vor Gericht ausgetragen werden, ist es vielen nicht möglich, friedlich gemeinsam in der Kirchenbank oder an einem Tisch zu sitzen. So berichtet ein Großvater, dass er den Konfirmationsgottesdienst seines Enkels nur von der letzten Reihe der Empore aus miterlebt habe, sein Sohn sei gar nicht mit in die Kirche gekommen. Die Scheidung von Melanies Eltern dagegen bewirkte, dass sie gleich an zwei aufeinanderfolgenden Sonntagen ihre Konfirmation feiern durfte oder musste: Am Konfirmationssonntag mit der Familie der Mutter, eine Woche später hatte der Vater seine Familie und Freunde zur großen Nach-Konfirmationsfeier eingeladen.
Für Tims Mutter, die nicht an der Konfirmationsfeier ihres beim Vater lebenden Sohnes teilnehmen durfte oder wollte, bestand die Lösung dieses Dilemmas darin, für Tims Feier eine aufwendige Tischdekoration zu basteln und das folgende Wochenende mit ihrem Sohn zu verbringen.
Über Schwierigkeiten bei Konfirmationen in Pflegefamilien können Andrea und Werner viel berichten. Haben die beiden doch neben ihren sechs eigenen Kindern auch mehrere Pflegekinder durch die Konfirmandenzeit begleitet. „Als Pflegemutter hielt ich mich immer im Hintergrund, wenn irgend möglich sollten stets die leiblichen Eltern mit ihrem Kind im Vordergrund stehen“, beschreibt Andrea ihr Rollenverständnis. Klar war für Andrea und Werner stets, dass zu den Konfirmationsfeiern der Pflegekinder deren gesamte Herkunftsfamilie eingeladen wurde. Einige der leiblichen Mütter haben es aber nicht geschafft, am Konfirmationsgottesdienst ihres Kindes teilzunehmen.
Konfirmanden im Gottesdienst. Foto: privat
Egal in welcher Familienkonstellation: Gefeiert wird meist in Gaststätten. Bedingt durch die rückläufige Zahl der Konfirmanden ist es weniger schwierig, eine freie Gastwirtschaft zu finden. Auch heute noch werden Kuchen und Torten in großen Mengen gebacken. Die Tradition, den Schenkenden Kostproben davon mitzugeben, scheint dagegen weitgehend erloschen zu sein. Vielmehr wird häufig am Tag nach der Konfirmation zu einem Nachbarschaftskaffee eingeladen. Und statt Kuchen erhalten die Schenkenden hinterher meist ein Konfirmandenbild, die Dankes-Kärtchen werden mit einer Praline dran aufgewertet.
Wenig Vielfalt ist bei den Konfirmationsgeschenken zu beobachten: Überreicht wird fast ausschließlich Geld. Sammeltassen, Tortenheber oder Zuckerzangen sind als Konfirmationsgeschenke jedenfalls völlig außer Mode. Vereinzelt berichten Konfirmanden davon, dass sie von den Paten oder Großeltern das Gesangbuch geschenkt bekommen haben.
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