Wer das nicht weiß, denkt allerdings oft in die falsche Richtung, assoziiert mit dem Eichenkreuz etwas Militärisches, Forstwirtschaftliches oder Schützenbündlerisches. Deshalb hat sich der CVJM-Bundesverband 2006 von dieser Bezeichnung verabschiedet. Württemberg hielt an ihr fest, wollte sie mit neuen Inhalten füllen, doch die Probleme blieben, weshalb auch hierzulande Überlegungen für eine Umbenennung im Gange sind.
Henrik Struve verantwortet als Landesjugendreferent den Bereich Sport beim Evangelischen Jugendwerk. So schwer er sich selbst mit dem bisherigen Begriff tut, so wichtig und richtig hält er die Idee, die hinter der Eichenkreuzbewegung steckt: Sport, bei dem es nicht nur um Wettkampf geht, „wo nicht immer nur die Besten zum Einsatz kommen“, wie er sagt.
„Erlebnis geht über Ergebnis“, heißt auch die Devise, die bis heute gilt. Alles ist hier etwas entspannter, weniger verbissen und kampfbetont. „Was nicht heißt, dass es keine Emotionen gibt“, sagt Struve. Nur hat hier alles seine Grenzen, ist Fairplay unterm Strich wichtiger als der Sieg um jeden Preis.
Als Struve vor über 15 Jahren anfing, war der Eichenkreuzsport eine in sich geschlossene Gesellschaft. Das hat sich geändert. Inzwischen gibt es auch Kontakte zu den weltlichen Sportvereinen. So spielen zuweilen ambitionierte Eichenkreuzler und CVJM-Mannschaften in weltlichen Ligen mit, während andererseits Vereinsvolleyballer in die Eichenkreuzliga wechseln.
Dort geht es zumeist entspannter zu mit weniger Spieltagen, Wettkampfund Trainingsterminen. Alles ist durchlässiger geworden, „eine gute Entwicklung“, wie Henrik Struve findet. Wo man sich vor Jahren bewusst abgrenzte, den jeweils anderen als Konkurrenz betrachtete, mit dem man nichts zu tun haben wollte, gibt es nun immer öfter eine Annäherung und einen Austausch zwischen christlichen und weltlichen Sportlern.
So ist „Eichenkreuz Württemberg“ (EK Württemberg) längst auch Mitglied im Württembergischen Landessportbund. Der aktuelle Präsident des Schwäbischen Skiverbands, Jochen Müller, kommt ursprünglich selbst vom Eichenkreuz-Sport und viele Teilnehmer der Skifreizeiten wechseln ganz selbstverständlich zwischen christlich und weltlich, evangelisch, katholisch oder methodistisch hin und her.
Eichenkreuz im Wandel. In Einzelfällen wird auch die Aufnahme von Sportlern mit muslimischem Hintergrund erprobt, was immer dort eine Herausforderung ist, wo es um die Verkündigung des christlichen Glaubens geht. Doch der Sport ist ein ideales Feld, um Toleranz einzuüben. Fairplay im Umgang mit dem Gegner und denen, die einen anderen Glauben haben. Eine spannende Herausforderung für die Zukunft.
Der Eichenkreuz-Sport in Württemberg ist dabei so vielfältig wie die Landeskirche selbst. Das Gros bilden noch immer die CVJM-Gruppen, die hierzulande jedoch mit dem Evangelischen Jugendwerk an einem Strang ziehen. So gibt es in Württemberg zwar einen eigenen CVJM-Landesverband, der jedoch fest in die Strukturen des EJW eingebunden ist.
Natürlich war der Eichenkreuz-Sport vom Corona-Lockdown ebenso betroffen wie alle anderen Freizeit- und Amateursportarten. Das Jubiläum zum 100-jährigen Bestehen konnte deswegen noch nicht so gefeiert werden, wie man es ursprünglich vorhatte. Immerhin wird jetzt wieder angepfiffen. Gleich nach der Andacht. In Gottes Namen. □
Information
Das Evangelische Jugendwerk Württemberg sammelt Erinnerungen und Bilder aus 100 Jahren Eichenkreuzsport. Wer etwas hat, kann es per E-Mail schicken an sport@ ejwue.de oder per Post an Evangelisches Jugendwerk in Württemberg, Sportreferat, Haeberlinstraße 1-3, 70563 Stuttgart. Für die Saison 2021/22 sind Jubiläumsaktionen geplant. Mehr unter www.ejw-feiert.de