Doch selbst mit deutscher oder einheimischer Begleitung ist es schwer, Wohnraum zu finden. Dekan Werner Trick sagt: „Auch auf dem Land gibt es kaum noch bezahlbaren Raum für Menschen mit schmalem Geldbeutel. Nahezu unmöglich ist es für die Flüchtlinge, diesen zu finden.“ Dabei sei eine Wohnung, so Landesbischof Frank Otfried July, mehr als ein Dach über den Kopf, es habe etwas mit Lebensgestaltung zu tun. In der Gemeinschaftsunterkunft Sattelacker Hof in Lützenhardt sind es vor allem Frauen, die während der Schulung mit dem Arbeitsheft der Diakonie arbeiten. Sie werden von ihren kleinen Töchtern, die schon gut Deutsch können, tatkräftig unterstützt. „Papier kommt in die blaue Tonne“ ruft ein Mädchen und zeigt ihrer Mama, wo sie das Kreuzchen machen muss.
Annette Burkhardt nimmt sich Zeit für jede Frau, erklärt manchmal auch mit Händen und Füßen und Bildern, wenn die deutschen Sprachkenntnisse noch nicht so gut sind. Die Frauen konzentrieren sich, sind erstaunt über die zahlreichen Regeln. In ihrer Nachbarschaft sehen sie, wie gut das Zusammenleben dadurch funktioniert.
Projekt Mieterschulung fand Anerkennung
Das Projekt „Mieterschulung für geflüchtete Menschen“ hat Anerkennung gefunden, das zeigt sich auch daran, wer extra nach Freudenstadt gekommen war, um persönlich den Scheck über 2000 Euro zu überreichen und sich über das Projekt zu informieren. Neben Landesbischof July war auch Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks Württemberg, gekommen, ebenso Landrat Klaus Michael Rückert und Bürgermeisterin Stephanie Hentschel. Alle würdigten das Engagement. Dass der Landesbischof persönlich vorbeikomme, um den Scheck zu überreichen, zeige die Wertschätzung der Asyl- und Flüchtlingsarbeit, aber auch, dass die Landeskirche den ländlichen Raum nicht aus dem Blick verliere, sagte Dekan Trick.
Bei der Scheckübergabe: (von links) Dekan Werner Trick, Landesbischof Frank Otfried July, Annette Burkhardt, Oberkirchenrat Dieter Kaufmann und Tobias Ditlevsen von der Diakonie. Foto: Pressebild
Die Freudenstädter Bürgermeisterin Stephanie Hentschel zeigte sich dankbar, dass die Kirche sich einbringe und gesellschaftliche Aufgaben übernehme. Ohne deren Einsatz wäre das für eine Kommune allein nicht leistbar. In Freudenstadt, das einst durch protestantische Glaubensflüchtlinge gestaltet wurde, stellte der Landrat eine große Willkommenskultur fest, die den Landkreis miteinschließe. So habe man bei der Ankunft der Asylsuchenden keine Turnhallen benötigt, um die Menschen unterzubringen. Rückert: „Christliche Nächstenliebe wird gelebt, wenn wir in den Fremden uns gegenüber unsere Nächsten sehen.“
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