In diesen Wochen der Pandemie erleben wir uns erneut auf einem Talweg des Lebens. Alltägliche Selbstverständlichkeiten sind uns genommen. Das freundliche Händeschütteln, die Umarmung, die persönliche, helfende und tröstende Nähe, das Treffen mit Freunden und Nachbarn – all das kann in dieser Zeit nicht mehr stattfinden. Schmerzlich trifft uns auch, dass wir einander als Gemeinden nicht in der vertrauten Weise begegnen können. Und was besonders schmerzt in Tagen, die von Krankheit und Abschied gezeichnet sind: Bestattungen können nur mit großen Einschränkungen durchgeführt werden, die den Schmerz der Trauernden noch vermehren.
»Ich bin bei euch alle Tage «
Aus Einsicht in den Ernst der Lage und aus Nächstenliebe besonders zu den Älteren und Erkrankten tragen wir diese Maßnahmen mit. Doch sind die staatlichen Verordnungen beispiellos und schneiden tief in unser kirchliches Leben ein.
Dieser Ausnahmezustand lähmt uns aber nicht. Wir feiern Gottesdienste, wenn auch anders. Viele Ideen, die Botschaft Jesu zu teilen, sind entstanden und verbinden Menschen in geistlicher Gemeinschaft. Sie feiern Gottesdienst vor dem Fernsehen oder im Internet. Viele lassen sich durch das Gebetsläuten von den Kirchtürmen jeden Abend zur Andacht rufen. Sie singen von den Balkonen, finden Beistand in Telefonseelsorge und Briefseelsorge. Nachbarn und Kirchengemeindeglieder unterstützen einander. Wir sind verbunden!
Inmitten dieser Situation hören wir aber auch zunehmend Stimmen der Ungeduld: Wie lange noch? Wie lange halten wir diese Situation aus, sozial und wirtschaftlich? Werden bald Haarrisse im Gebäude des gesellschaftlichen Zusammenhalts zu sehen sein?
Ostern kommt zur rechten Zeit. Durch die Auferstehung Jesu werden uns die Augen neu geöffnet. Wie damals die ängstlichen Jüngerinnen und Jünger, so werden auch wir durch den Oster-Ruf aus der Enge unserer Ängste in die Weite geführt.
Unsere Sorgen und unser Leid sind damit nicht einfach verschwunden. Ja, wir werden lange mit den Folgen der Pandemie und auch mit den seelischen Verletzungen zu kämpfen haben. Doch in die Nacht unserer Trauer fällt das Licht der Ewigkeit Gottes. Der Ostermorgen öffnet einen neuen Horizont der Hoffnung, über den Tod hinaus.
„Fürchtet euch nicht!“ – das ruft der Auferstandene uns zu. Wir hören es auch an diesem Osterfest 2020: „Denn siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende!“ So getröstet sehen wir weiter.
Gestärkt gehen wir weiter. Gekräftigt helfen wir weiter. „Der Herr ist auferstanden – er ist wahrhaftig auferstanden.“ Halleluja! Und: Frohe Ostern!