Und der Wein, der in der Fundraising-Arbeit in neue Schläuche gefüllt werden soll, den hat Helmut Liebs schon früh kennen gelernt. Als Jugendlicher hat er in der Jungschar eine Gemeinschaft erlebt, die er im Fußballverein vergeblich gesucht hat. Eine Gemeinschaft, in der jeder in seiner Persönlichkeit angenommen war, in der Gottesdienst gefeiert, aber hinterher auch Pizza gegessen wurde. Und in der er immer auch den Satz gehört hat: „Du kannst das.“ Selbst Jugendarbeit zu machen zum Beispiel. Oder eine Bergtour im Hochgebirge mit Jugendlichen anzugehen. „Jeder durfte sein, wie er war“, sagt Liebs. Und der junge Helmut schreibt das einem Fakt zu: „Das war die Zuwendung Gottes, die wir untereinander gelebt haben.“ Diese „Riesenportion Gottvertrauen“ hat er bis heute mitgenommen und es hat ihn letztlich auch nach dem Abitur dazu animiert, den Weg zum Pfarrerberuf einzuschlagen.
In einer Gemeinde ist Helmut Liebs aber nie wirklich gelandet. Schon im Pfarrvikariat interessierte er sich nach Stationen in der Gemeinde für die Sonderausbildung im Medienhaus der Landeskirche und arbeitete journalistisch. Die neu geschaffene Stelle eines Medienpfarrers für Stuttgart war ihm von daher auf den Leib geschrieben. Und als schließlich die Stiftskirche renoviert werden sollte, war Helmut Liebs ganz drin im Thema Kommunikation und Spendensammeln. Vier Millionen Mark galt es zu akquirieren. Das ging nicht aus dem Handgelenk. Also holte sich Helmut Liebs eine Agentur, bildete ein Fundraising-Team und ließ sich an der Fundraising-Akademie ausbilden.
Ab jetzt galt es, „die Stiftskirche ins Schaufenster zu stellen“, die Geschichten rund um die Kirche weiter zu erzählen. Und deren gab es viele: Es wurden die Fundamente der Vorgängerkirche entdeckt, Gräber aus dem Mittelalter und der Sarg von Johannes Brenz gefunden. Am Ende standen drei Millionen Euro, also sechs Millionen Mark auf dem Konto. Ein Erfolg. Und Helmut Liebs machte weiter das, was er begonnen hatte: Fundraising. In der damals neu geschaffenen Stelle berät er seither Kirchengemeinden, wie sie an Geld kommen.
Hat er seinen Jugendtraum eigentlich erfüllt? „Ja, ich finde ihn wieder“, sagt Helmut Liebs. Er arbeite auf seine Weise mit seinen Fähigkeiten in diesem Weinberg Gottes. „Und ich leiste meinen Beitrag, dass er Früchte bringt.“ Wenn es gelingt, dass eine Gemeinde einen Jugendreferenten einstellen oder dass ein diakonisches Projekt gestartet werden kann, dann sei er glücklich. Er will helfen, damit die Gemeinde das tun kann, was sie auch ausmacht. Und deshalb reiche es nicht, nur das Geld zu sehen. Man müsse verstehen, worum es geht, was das eigentliche Ziel ist.
Faszinierend ist für ihn auch immer, die Kirchengemeinderäte zu besuchen, wo zehn, 15 Menschen sitzen, die „unterschiedlicher nicht sein können, aber alle in die gleiche Richtung schauen“. Und dann versucht Helmut Liebs zu erläutern, was der Kern seines Auftrags ist: nämlich eine gewisse Haltung einzunehmen, dass es um das Glück der Menschen geht. Auch diejenigen, die Geld geben, sollen das Gefühl haben, so glücklicher zu werden, weil sie etwas unterstützen, was ihnen Freude macht. „Natürlich ist es reizvoll, jemandem gegenüberzusitzen, der eine Million Euro spenden will“, sagt Liebs. Aber auch hier frage er: „Ist das der richtige Weg für Sie? Sind Sie mit dem Projekt glücklich?“
Glücklich ist Helmut Liebs selbst über sein größtes Projekt: die Landeskirchenstiftung, die in diesem Jahr zehn Jahre alt wird. Hierfür zu werben, Veranstaltungen zu planen und dies zu begleiten, sei immer wieder aufregend. Aber für ihn ist eines klar geworden: „Fundraising ist Aussaat. Und welche Saat aufgeht, haben wir nicht im Griff.“¦
Kontakt: Fundraiser Helmut Liebs, Telefon 0711-2227646; E-Mail helmut.liebs@elk-wue.de; im Internet: www.landeskirchenstiftung.de