Vom Burgberg führt ein Weg fast eben hinüber zu einer gewaltigen Halle in einer Felswand, der Göpfelsteinhöhle. Einer der Wohnsitze von „Nandi“, wie der Neandertaler hier genannt wird. Südlage, davor ein Sonnenbalkon mit prächtiger Aussicht auf die Lauchert – das war wohl mal eine Toplage. Nur wenige Meter höher steht man dann auf dem Göpfelstein mit seinem Kreuz, mit schönem Rückblick auf Veringenstadt.
Wild romantisches Lauchertal
Kurz durch den Wald, dann weiter am Waldrand entlang führt ein Wanderweg. An der Waldecke biegt man auf einen unbezeichneten Feldweg links ab, zu einem Hofkomplex in Sichtweite. Dort bringt uns ein bezeichneter Weg nach Veringendorf.
Die Lauchert fließt durch die grüne Landschaft. Foto: Wolfgang Albers
Auf der Lauchertbrücke blickt man in eine tiefe Schlucht, so sehr hat sich der Fluss hier eingegraben. Und ein paar Meter weiter sieht man sie über eine Felsstufe springen – das ist der Wasserfall „Giess“. Am südlichen Ortsrand ragt schon der Doppelturm von St. Michael auf, man sieht die Kirche bereits von weitem. Ein Riesentrumm für ein so kleines Dorf.
Die St. Michaelskirche ist die älteste Kirche Hohenzollerns, um 1000 als dreischiffige romanische Basilika gebaut. Aus der Gotik stammen Fresken im Chorraum, im Barock wurde das Mittelschiff abgebrochen, neu gebaut und mit seinen bewegten Bildern dramatisiert. Die Kirche ist so groß, weil die Franken sie zu einem der Zentralorte ihrer Missionierung gemacht haben.
Für ihren kleinen Ort wirkt die Kirche in Veringendorf gewaltig. Foto: Wolfgang Albers
Ein kirchlicher Zentralort ist Veringendorf immer geblieben. Eine Tafel informiert uns darüber, dass im Jahr 1476 ein Pfarr-Rektor und elf Kaplane für die religiöse Erbauung der Bevölkerung sorgten. Und sie hatten wohl ein gutes Auge für die Begabten unter den Kindern der bettelarmen Bauern. So kam auch Simon Griner im Jahr 1493 als Sohn „gar geringer Eltern“, wie es heißt, in den Genuss einer Schulausbildung. Der Junge machte schnell Karriere. Er schloss sich den Humanisten an, die der Antike nachspürten, und bald den Reformatoren.
Veringenstadt im Lauchertal - Aus Simon Griner wird Grynaeus
Griner nannte sich nach einem Zusatznamen des Gottes Apollo „Grynaeus“ und war eine Art Hans-Dietrich Genscher der Reformation. Wo immer es Diskussionen gab, gerade auch im Protestantismus, finden wir ihn als Vermittler. Bis nach England führten ihn seine Dienstreisen. Und auch in Tübingen war er, von Herzog Ulrich eingeladen, darum bemüht, Zwinglianer und Lutheraner miteinander zu versöhnen. In seinem Heimatdorf konnte sich Simon Grynaeus allerdings nicht mehr blicken lassen.
Das gehörte zu Österreich und blieb gutkatholisch. So wurde der Gelehrte in Basel heimisch, lehrte dort an der Universität und bestimmte die kirchenpolitischen Geschicke mit – beispielsweise gehörte er zu den Unterstützern von Johannes Calvin. Schließlich wurde der Bauernbub von der Alb sogar Rektor der Basler Universität. Und war drei Monate später tot: Die Pest beendete diese beeindruckende Laufbahn.
Doch wir denken nun wieder an unsere Wanderung. Für den Rückweg nach Veringenstadt gibt es mehrere Möglichkeiten. Man könnte die Bahn nehmen (leider nicht am Wochenende), dem Radweg im Tal folgen oder zum Sportgelände auf der östlichen Talseite aufsteigen und dann – mangels Wanderzeichen mit digitaler oder analoger Kartenhilfe – auf der Höhe durch Felder und Wälder zurücklaufen. Wie beim Hinweg dauert das etwa eine gute Stunde.