„Papierblatt“ macht von sich Reden. Es gibt Veranstaltungen, Tagungen und Vorträge, Zeitzeugengespräche und nun erstmal auch eine Buchveröffentlichung aus der eigenen Edition. Sie ist ebenjenem Mordechai Papirblat gewidmet, dessen bewegendes Tagebuch bisher nicht auf Deutsch verfügbar war. Jetzt haben es Thorsten Trautwein, Zedakah und der Morija-Verlag herausgegeben, finanziell gefördert unter anderem von der Württembergischen Landeskirche.
Lernplattform mit vielen Zeitzeugen
Im Vorfeld haben sie Mordechai Papirblatt in Israel besucht und biographisches Material gesammelt, das zwischenzeitlich auch ganz im Sinne des Projekts auf der Schüler-Homepage steht. Ein bewegendes Erlebnis, wie Thorsten Trautwein schildert, man habe dort einen „sympathischen, humorvollen und redegewandten älteren Herrn“ getroffen, der stolz auf seine Kinder und Enkel sei. „Ich habe überlebt und eine Familie gegründet, das ist meine Rache“, hat Papirblat einmal bemerkt. Die fünfstellige Häftlingsnummer „46794“ ist bei ihm so tief in den Arm eingebrannt wie die Erinnerungen an jene grausame Zeit.
Sein Tagebuch gibt Einblicke in den Lageralltag jener Zeit. Schildert zwischen all den Grausamkeiten auch Momente der Menschlichkeit, selbst mit SS-Leuten, die freilich so selten waren, dass sie den Häftlingen fast unheimlich vorkamen. Mit viel Glück „und mindestens einem Wunder pro Tag“ hat Papirblatt überlebt und dabei immer auch Trost in seinem tiefen Glauben gefunden.
Nun will er helfen, dass die Erinnerung bleibt. „Mein Name ist ein Denkmal“, sagt er – und er sagt es auf Deutsch. Auch das gehörte für den gebürtigen Polen zur Überlebensstrategie, die Sprache seiner Peiniger zu können.