Bis heute erkundigen sich Menschen nach Johannes Kuhn, die ihn früher im Radio gehört haben. „Bei dem hatte ich manchmal das Gefühl, dass er wirklich nur zu mir spricht“, höre ich manchmal über ihn. Und genau das war sein Anliegen. „Ich rede immer nur zu einem“, konnte er sagen, „und über die Fragen, die Einzelne bewegen.“ Deshalb habe er auch selten über „Glaubensfragen“ gesprochen oder Predigttexte erklärt.
„Menschen haben Probleme und aus den Problemen werden Fragen und ich versuche Antworten darauf zu finden“, hat er gesagt. Eheprobleme waren deshalb sein Thema, Schulängste der Kinder, Konflikte zwischen den Generationen, Lebenshilfe für Menschen, die nicht weiter wussten. Der Ausgangspunkt war der Alltag seiner Hörerinnen und Hörer. Dazu hat er immer auch Impulse aus dem Evangelium weiter gegeben. Und eine Vielzahl von Briefen, Anrufen und Anfragen haben ihm gezeigt, dass er damit richtig lag.
Beim Süddeutschen Rundfunk hat man es ihm nach einiger Zeit ermöglicht, live zu sprechen. So konnte er manchmal am Donnerstag schon auf Anfragen antworten, die sein Beitrag vom Montag ausgelöst hatte. Ganz ähnlich hat er es später in seiner Fernsehsendung „Pfarrer Johannes Kuhn antwortet“ im ZDF gehalten. Von 1979 bis 1987 beantwortete er etwa viermal im Jahr Zuschauerfragen und wurde für viele zum „Seelsorger der Nation“.
Inzwischen hat sich vieles im Radio geändert. Das Geistliche Wort heißt beim Südwestrundfunk „Anstöße“ oder „Morgengedanken“ und weil es in zwei Programmen gleichzeitig gesendet wird, kann man es nicht mehr live sprechen. Eine Erkenntnis aber verdankt die Rundfunkarbeit Johannes Kuhn bis heute: Wir versuchen, die Lebensnähe des christlichen Glaubens zu entfalten und von ihm her dem Alltag neue Impulse zu geben.Lucie Panzer
Johannes Kuhn starb in der Nacht vom 4. auf den 5. August nach kurzer schwerer Krankheit mit 95 Jahren.