Doch jeden Tag gab es neue Ausfälle. Irgendwann waren auch die Hygienebeauftragte und die Hauswirtschaftsleiterin infiziert. „Wir Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen begegneten uns wie Roboter, leere Blicke, schrecklich“, erzählt Slavica Tillich. Dabei waren sie gut gerüstet, hatten Notfallpläne erarbeitet, waren auf Quarantänemaßnahmen vorbereitet. Aber die Situation sei unvorhersehbar, man wisse nicht, was morgen komme, müsse auf alles gefasst sein.
Fünf Corona-Fälle seien in einem Haus wie in Aitrach zu verkraften, mehr nicht. Dass es dennoch gelungen ist, die Krise in den Griff zu bekommen, so dass am 22. Februar nur noch eine Bewohnerin positiv getestet wurde, lag am Zusammenspiel der Heimleitung mit dem eigenen und dem „ausgeliehenen“ Personal. „Ich habe tolle Erfahrungen mit Mitarbeitern gemacht. Ich bewundere unendlich den Mut und die Kollegialität von Personal aus ‚sauberen‘ Einrichtungen, das zur Unterstützung in unser ‚verseuchtes‘ Haus gekommen ist“, fasst Slavica Tillich die positiven Erfahrungen dieser Zeit zusammen.
Drei Bewohner sind während der Krise verstorben, allerdings nicht an Corona. Zwei von ihnen waren schwer krank, eine Bewohnerin aufgrund ihres hohen Alters geschwächt. Die infizierten Heimbewohner und Mitarbeiter zeigten einen insgesamt milden Verlauf – Glück im Unglück. Noch während der schlimmsten Phase, aber auch danach traf sich die Heimleiterin zu Gesprächen mit ihrem Leitungsteam. Manchmal bat sie ihre Kollegen auch, ihre Gefühle und Sorgen aufzuschreiben. Was sie da las, berührte sie zutiefst. Die von der Berufsgenossenschaft angebotene Supervision zur Krisenbewältigung hat das Team um Slavica Tillich bislang noch nicht in Anspruch genommen. „Wir versuchen, Normalität reinzubekommen. Jeden Tag machen wir einen Schnelltest. Die Mühle rollt, machen wir das Beste daraus.“