Was ändert sich denn?
Maria von Salisch: Für Kinder stehen die unbekannte Lehrerin und die neuen Klassenkameraden im Mittelpunkt, oft mit den bangen Fragen: Wie kann ich hier Freundinnen und Freunde finden? Und: Wie kann ich es schaffen, dass die Lehrerin mir Aufmerksamkeit schenkt? Weitere Anforderungen betreffen das Stillsitzen und das Arbeiten unter fremder Regie, das oft mit Leistungsanforderungen verbunden ist. Zugleich wird von Schulkindern erwartet, dass sie kleinere Konflikte selbstständig lösen können. Daneben sind die Gebäude der Schule groß – man kann sich verlaufen, wenn man die Toilette oder die Sporthalle sucht. Und auch der Schulweg ist zunächst noch wenig vertraut.
Und für Eltern ändert sich die Organisation ihres Alltags: Schule fängt pünktlich an. Zugleich kommen auf die Eltern Anforderungen zu, sich an der Schullaufbahn ihres Kindes zu beteiligen, also zu Elternabenden und Sprechzeiten zu gehen, bei Schulfesten mitzumachen, aber auch dem Kind bei den Hausaufgaben zur Seite zu stehen. Für Eltern, die nicht das deutsche Schulsystem durchlaufen haben, sind diese Aufgaben manchmal schwierig zu durchschauen. Weiter geht es um die Öffnung der Eltern-Kind-Beziehung nach außen. Wichtig ist, dass Eltern keine Konkurrenz zur Lehrkraft aufbauen, die ihr Kind in Loyalitätskonflikte stürzen kann.
Wie sollten die Familien mit dem besonderen Tag umgehen?
Maria von Salisch: Sie sollten das Kind auf die Schule vorbereiten, indem man die Schule am Tag der offenen Tür erkundet. Den Schulweg üben. Die anderen Eltern kennenlernen, die bestimmt ebenso nervös sind. An dem Tag geht es darum, das Kind mit viel Zuversicht auszustatten, so dass es die ersten Hürden, die unweigerlich kommen, selbst nehmen kann. Das Kind und seinen Schuleintritt zu feiern, trägt dazu bei, ein gutes Polster an Selbstvertrauen aufzubauen.