Kurz und knapp beschreibt Johannes den Sinn von Weihnachten: Gott ist in Bewegung auf uns zu. Er streift uns nicht irgendwo im Geistigen. Er nimmt mitten drin Platz in unserer fleischlichen Existenz. Dem Unangenehmen weicht er nicht aus. Er kommt mit Haut und Haaren.
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Ist es nicht eine Lust, in diesen Adventswochen das Evangelische Gemeindeblatt zu lesen? Ich staune, wenn ich erfahre, wie kreativ viele Kirchengemeinden die Adventsbotschaft erlebbar werden lassen. Lebendige Adventskalender, thematisch ausgerichtete Adventsmärkte, Adventspyramiden und vieles mehr. Mit ideenreicher Anschaulichkeit bekommt die Bibel Hand und Fuß. Der Aufwand, der vielerorts betrieben wird, ist groß. Er ist letztlich in der Menschwerdung Gottes begründet. Die Aktionen veranschaulichen erlebbar die Liebesbewegung Christi auf uns zu.
Weihnachten - Als Bethlehem im Remstal war
Vor einigen Jahren veranstalteten wir in unserer Remstäler Weinbaugemeinde eine Dorfweihnacht. Am Tag vor Heiligabend waren über 1000 Menschen auf der Straße. Unterwegs von Station zu Station mit Schafen und Eseln, Kind und Kegel. Die Feuerwehr regelte den Verkehr. Alles, was am Ort Musik macht, war mit dabei. Der Musikverein, als Wegbereiter, zog vorneweg. Der Glühwein und die Würstle wurden vom Gewerbeverein organisiert. Die Hirten am Ortsrand haben kerniges Schwäbisch gesprochen. Die schwangere Maria war selbstverständlich „a schaffiges Mädle“ und ihr Josef „a rechtschaffener Ma“. Die Weisen aus dem Morgenland waren von Mitbürgern mit Migrationshintergrund gespielt worden. Sie stammten aus Schweden, Indien und Bayern.
An den echten Gasthäusern des Ortes klopfte das Heilige Paar an und wurde von schauspielernden Originalen aus dem Wirtshausfenster heraus wortreich weitergeschickt. Einer der Wirte kam dann am Ende doch noch zur Krippe vor dem Rathaus und spendierte zur Feier des Tages einen guten Trollinger. Und am Ortseingang gab es ein von der Stadt produziertes Ortsschild mit der Aufschrift: „Bethlehem, Stadt Weinstadt, Rems-Murr-Kreis“. Historisch ist da zwar manches nicht ganz korrekt gewesen, aber theologisch betrachtet stimmte alles. So ein Spiel bringt augenscheinlich zum Ausdruck, was an Weihnachten geschieht. Gott möchte nicht nur nach Bethlehem kommen, sondern auch in unsere schwäbischen Dörfer und Herzen. Das Wort ward Fleisch.