Anfangs glaubte Joachim Schlecht noch, dass Europa in der Flüchtlingsfrage schlicht versagt. Mittlerweile ist er sich da nicht mehr so sicher. „Wir sehen eine möglichst große Abschreckung.“ Das frustriere zuweilen. Denn die europäische Grenz-Agentur Frontex rettet keine Flüchtlinge mehr. „Sie lässt die Menschen ertrinken“, sagt Fischer. Deshalb kommen weniger Menschen in Italien an. Und aus diesem Grund hat sich die Fluchtroute verlagert – nach Bosnien und Herzegowina sowie auf die Kanarischen Inseln.
Ines Fischer und Joachim Schlecht sind sich einig, dass die Zivilgesellschaft etwas tun muss. Allein dadurch, dass es die Seebrücke gibt, dass sie viele Aktionen startet, könne sie nämlich auch politischen Druck erzeugen. Gerade auch vor der Landtagswahl im März.
Die EU lässt Menschen ertrinken
So hat die baden-württembergische Ländergruppe der Seebrücke im Dezember einen offenen Brief an die Landesregierung übergeben. Die Forderungen: ein Landesaufnahmeprogramm für Flüchtlinge, bei dem Baden-Württemberg mehr Flüchtlinge aufnimmt, als vom Bund vorgesehen. Auch ein Bleiberecht wird gefordert, denn zu viele Menschen würden abgeschoben. Und viele andere, die bleiben können, wüssten nichts davon. Eine Forderung des offenen Briefes ist deshalb auch, dass die Ausländerbehörden die Menschen aktiv über ihre Rechte informieren sollen.
Schlecht und Fischer freuen sich, dass Kirchengemeinden sich in der Seebrücke engagieren. „Und es gibt noch mehr Gemeinden, die über das Thema diskutieren, obwohl sie viele andere Sachen zu tun haben“, sagt Schlecht. Auch das sei wichtig. □
◼ Am 30. Januar findet ein Aktionstag zu den sicheren Häfen in Baden-Württemberg statt. Informationen dazu im Internet: www.sichererhafen-baden-wuerttemberg.com