Tags darauf strömt normalerweise alles in die Synagoge, um die „Megilla Ester“ zu hören, das Buch mit der biblischen Geschichte. Der Text ist so wichtig, dass Boten zu Kranken geschickt werden, um dort die „Megilla“ vorzutragen. All dies wird in diesem von Corona dominierten Jahr nur sehr eingeschränkt möglich sein.
Fast wie im Karneval - Kinder dürfen lärmen
Die Kinder in der Synagoge lauern zu normalen Zeiten darauf, die ernste Stimmung zu durchbrechen: Immer dann, wenn der verhasste Name „Haman“ erwähnt wird, dürfen sie mit Ratschen, Rasseln, kleinen Trompeten, Hammerschlägen und wildem Schreien einen ohrenbetäubenden Lärm machen.
Am Nachmittag gibt es normalerweise ein großes karnevalartiges Fest in den mit Luftballons und Girlanden bunt geschmückten Gemeinderäumen. Die Kinder kommen maskiert, sie haben ein Theaterstück oder einen fröhlichen Tanz einstudiert, und am Abend werden „Mr. und Mrs. Purim“ gewählt.
Die Kostümierung erinnert daran, dass in der Ester-Geschichte auch nicht alles klar war: König Xerxes wusste nicht, dass seine Ester Jüdin war, und Haman nahm zunächst an, der König wolle ihn und nicht Mordechai mit der Prozession durch die Stadt ehren.
Das Feiern an Purim hat einen stark sozialen Charakter. Man schickt Fleisch, Kuchen, kandierte Früchte und Wein an ärmere Mitbürger – und achtet darauf, dass die Gaben Wertschätzung ausdrücken.
Hamantaschen gehören zum Purimfest. Foto: Xeno4ka, pixabay
In traditionsbewussten Haushalten bäckt man „Hamantaschen“, das sind dreieckige Mohnkuchen, die wie napoleonische Hüte aussehen.
Außerdem gibt es mit Anis durchtränkte und mit Vanillezucker bestreute „Hamansohren“ oder den „Malchesbrejtel“. Das ist ein Kuchenkranz, der das Diadem der Königin Ester symbolisiert.