Mit der Familienherberge, die sich aus Spenden finanziert, wurde eine Betreuungslücke geschlossen, deren dringenden Bedarf die Gründerin Karin Eckstein während ihrer Zeit als stationäre und ambulante Kinderkrankenschwester erkannt hatte. In diesem Jahr wären die zwölf Kurzzeit-Wohnplätze kontinuierlich belegt worden. Doch Mitte März musste die Herberge vorerst schließen. Die Corona-Pandemie ließ keine Wahl.
„Das ist uns unglaublich schwergefallen, aber die Gastkinder mit ihren verschiedenen Erkrankungen gehören zur besonders zu schützenden Risikogruppe“, erklärt Karin Eckstein. Alle Buchungen wurden storniert, für die Mitarbeiter wurde Kurzarbeit angemeldet. Bereits eingeplante Einnahmen mussten abgeschrieben werden.
Die Familien waren verzweifelt, zumal viele auch auf ihren häuslichen Pflegedienst verzichten und alles allein stemmen mussten. Karin Eckstein und ihr Team hatten schlaflose Nächte. Wegen der finanziellen Unsicherheit, weil viele Benefiz-Veranstaltungen zugunsten der Familienherberge ausfielen und weil so das Spendenaufkommen sank.
Da die Einrichtung in keine bürokratische Schublade passt, ist es schwierig, finanzielle Unterstützung von Krankenkassen, Landkreisen oder dem Land zu bekommen. Aber auch die leidtragenden Familien gingen ihnen nicht aus dem Kopf.
Fieberhaft suchte die Geschäftsführung nach einer Lösung. Im Mai konnten dann wenigstens Kinder ohne Angehörige aufgenommen werden. Seit Ende Juni dürfen wieder komplette Familien das Angebot wahrnehmen. Ein ausgeklügeltes Hygiene- und Belegungskonzept macht das möglich.
Statt der zwölf werden nur vier Plätze belegt. Die Pflege erfolgt als Eins-zu-Eins-Betreuung, An- und Abreisetage werden logistisch entzerrt. Ehrenamtliche sind nicht im Haus, da viele zur Risikogruppe gehören. Die Entscheidungen von Karin Eckstein und Mit-Geschäftsführer Martin Mörmann sind immer Gratwanderungen zwischen dem Leitbild der Herberge und der aktuellen Lage. Aber das Team ist eingebunden und trägt alles mit. „Wir können uns aufeinander verlassen. Das ist unheimlich wichtig und gibt Rückhalt“, meint Mona Hoffmann, Kinderkrankenschwester und stellvertretende Bereichsleiterin.
Finanziell steht der Verein dank verantwortungsvollen Wirtschaftens noch gut da. Die Beiträge der rund 1000 Mitglieder des Fördervereins geben Sicherheit. Eine Stiftung stellte Geld für die Schutzausrüstung und zusätzliche Hygienemaßnahmen bereit. „Wir sind nicht existenzgefährdet“, berichtet Karin Eckstein, „aber es fehlen etliche Einnahmen, mit denen wir gerechnet haben.“ □