Zu den rauen Schönheiten des Nationalparks Schwarzwald gehören auch die waldfreien Bergheiden, die in der Region als „Grinden“ bekannt sind. Latschenkiefern, Beerensträucher, Heidekraut oder Pfeifengras prägen diese Flächen, die ihre Entstehung größtenteils menschlichem Handeln zu verdanken haben. Im 14. Jahrhundert waren Hochlagen gerodet und danach von Bauern aus den umliegenden Tälern vor allem mit Hinterwälder Rindern und Ziegen beweidet worden. Durch das Zusammenspiel mit hohen Niederschlägen und dem Buntsandstein als geologischem Untergrund ist letztlich diese faszinierende und ökologisch wertvolle Landschaft entstanden. Seit 25 Jahren weiden hier wieder Rinder und Schafe. Und wer Glück hat, kann neben zahlreichen Schmetterlingen auch mal ein Auerhuhn oder andere seltene Tierarten entdecken.
„Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir.“ Ein Gebetsimpuls, zu dem bei der Überquerung des Spaltbächle eingeladen wird. Auch der Frage nach den Durststrecken im eigenen Leben kann nachgespürt werden. Es läuft gut – auch wegen der leicht abschüssigen Strecke. Der Bach plätschert und gluckert vor sich hin. Jetzt die Wasserflasche anzusetzen und sich einen kräftigen Schluck des kühlen und kristallklaren Wassers zu gönnen, ist genau die richtige Idee.
Nationalpark Schwarzwald - Aussicht bis nach Frankreich
„Das Grundanliegen des Nationalparks, die Prozesse in der Natur zu schützen, deckt sich mit den Grundanliegen unseres biblischen Glaubens“, sagt Konstantin Schindhelm. Der Natur das Ruder zu überlassen, die „Ethik der Zurückhaltung“, dieses Konzept werde hier konsequent verfolgt. Anders gesagt: Auf etwa 10 000 Hektar Fläche zwischen Baden-Baden und Freudenstadt darf der Wald sich selbst überlassen und ganz bewusst ein wenig wilder werden. Bäume, die in bewirtschafteten Wäldern oft nur ein Drittel ihres natürlichen Alters erreichen, dürfen hier mehrere hundert Jahre alt werden. Und aus scheinbar totem Holz sprießt oft neues Leben. Diese Philosophie bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass zum Beispiel nichts wird aus dem naheliegenden Wunsch, den bereits erwähnten Buhlbachsee einmal zu Fuß zu umwandern. Eine Linde liegt als Absperrung quer über dem Forstweg – und daran wird sich wohl so schnell auch nichts ändern.
Buhlbachsee bei Baiersbronn im Nationalpark Schwarzwald. Foto: Brigitte Geiselhart
Es bleibt himmlisch. Und es bleibt ruhig. Andere Menschen gehen hier an diesem Vormittag nur wenige entlang. Wer auf einem Rundkurs lange Zeit bergab läuft, der muss irgendwann aber auch wieder ganz nach oben. Das zeigt sich auf dem letzten Teilstück der Wanderung. Auf schmalen Wegen müssen nochmal ordentlich viele Höhenmeter gemacht werden, bis nach rund zweieinhalb Stunden Gehzeit der Ausgangspunkt beim Parkplatz Zuflucht wieder erreicht ist.
Der Wandertag ist aber noch lange nicht zu Ende. Zum Glück. Nach der Mittagspause wartet ein weiterer Weg durch Gottes Schöpfung. Etwas kürzer, etwas weniger anstrengend, aber genauso schön. „Dem Himmel nahe“ heißt es auf knapp fünf Kilometern rund um den Gipfel des Schliffkopfs. Das Wetter spielt weiter mit. Es warten grandiose Aussichten übers Badener Tal bis zum Kaiserstuhl und über die Grenze nach Frankreich. Eine letzte ausgiebige Pause dann am höchsten Punkt. Auf dem Querbalken des Gipfelkreuzes steht ein Satz, der dem Wanderer an diesem herrlichen Erlebnistag so richtig aus dem Herzen spricht: „Nur Gott ist über uns.“
Zu den rauen Schönheiten des Nationalparks Schwarzwald gehören auch die waldfreien Bergheiden, die in der Region als „Grinden“ bekannt
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