Zentral ist für Peter Palm, dass die Patienten für sich selbst sorgen und das machen, was ihnen in dem Moment guttut. Und das kann sich durchaus in Ablehnung niederschlagen. „Zu einem Pfarrer darf man ,Nein‘ sagen“, bekräftigt er seinen Standpunkt. Dies gelte es zu respektieren.
Immer wieder schlägt dem Mann der Kirche Skepsis entgegen. „Viele Leute haben die Erfahrung gemacht, dass Pfarrer keine Zeit haben, oder sie halten sie für lebensfremd.“ Es braucht manchmal eine Weile, um Vertrauen aufzubauen. Das sei früher leichter möglich gewesen, meint Palm und verweist auf den straff durchorganisierten Klinikalltag. „Heute sind die Liegezeiten sehr kurz, so dass manchmal kaum Zeit für ein zweites oder drittes Gespräch bleibt.“
Ansprech- und Gesprächspartner sind Peter Palm und sein katholischer Kollege aber nicht nur für Patienten, und zwar durch den Bereitschaftsdienst zu jeder Tages- und Nachtzeit sowie auch am Wochenende. Die beiden kümmern sich auch um acht ehrenamtliche Seelsorgerinnen, die ebenfalls für die Patienten da sind. Auch für das Personal hat die ökumenische Klinikseelsorge ein offenes Ohr. „Da ist es hilfreich, dass wir von außen kommen.“
Es sind vor allem die Pflegekräfte, weniger die Ärzte, die gelegentlich einen Rat brauchen oder sich einfach mal aussprechen wollen, berichtet Palm. Auch wenn es privat Probleme gebe. Speziell für die Krankenhausmitarbeiter findet am Stauferklinikum einmal im Jahr eine Gedenkfeier für die Verstorbenen statt. „Das wird angenommen und ist eine gute Sache.“
Therapien, Medikamente, Operationen und andere medizinische Maßnahmen – wer krank ist, will wieder gesund werden. Dafür kommen sie ins Krankenhaus. Doch nicht immer können die Ärzte helfen. „Vielen Medizinern fällt es schwer, auch die Möglichkeit des Sterbens anzusprechen“, sagt PeterPalm. „Die Palliativbewegung erleben ich daher als große Bereicherung.“ Denn Ärzte, die schon einmal auf einer Palliativstation gearbeitet haben, tun sich leichter damit, die Grenzen ihrer Möglichkeiten zu erkennen und mit den Patienten und Angehörigen über den Tod zu sprechen.
Mit diesem Thema wird Peter Palm auch als Mitglied des dreiköpfigen Ethik-Komitees konfrontiert. „Wird ein ethisches Konsil beantragt, gehen wir methodisch vor.“ „Wir“ sind in diesem Fall der behandelnde Arzt, die Pfleger, der Seelsorger und je nach Fall auch die Angehörigen oder der Patient.
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Vier Gesichtspunkte werden beleuchtet, wie Peter Palm erklärt: „Was steigert das Wohl des Patienten, was schadet ihm am wenigsten, wasentspricht seiner Persönlichkeit und seinem Recht auf Selbstbestimmung, und welche Ressourcen braucht es dafür?“ Ohne eine solch umfassende Fragestellung passiere es allzu leicht, dass bei Sterbenden teure Behandlungen gemacht würden, die letztlich weder dem Patienten noch seiner Gesundheit nützten.
Es sind zentrale Fragen des Lebens, mit denen Klinikseelsorger wie Peter Palm tagtäglich konfrontiert sind. „Selbstfürsorge ist da Pflicht“, betont er. Und freut sich, dass er die Freiheit hat, auch mal mitten am Tag, einen kleinen Spaziergang zu machen, wenn ihm danach zumute ist. „Ich darf ja nicht mit einem inneren Widerwillen in die Patientenzimmer hineingehen.“ Dann hätte er schon verloren. Nicht nur diejenigen, die krank, mitunter sterbenskrank sind, sondern auch die Gesunden. „Denn Seelsorge hat ja auch mitten im Leben ihren Ort, nicht nur im Angesicht des Todes.“