„Der Vaterunser-Erlebnisweg liegt uns sehr am Herzen. Dieses Gebet verbindet alle Christen, es stammt direkt von Jesus und beinhaltet viele elementare Glaubensthemen“, sagt Lindenwiese-Pastor Daniel Plessing, dessen Gemeinde zur Bewegung der Evangelischen Täufergemeinden (ETG) gehört. „Wir sehen darin ein Angebot für Menschen, die im Rahmen der Landesgartenschau abseits des Trubels am See eine spirituelle Erfahrung machen oder sich einfach einen schönen Spaziergang in der Natur gönnen wollen. Im Nachbardorf entsteht auch noch ein Apfelweg, der dann mit dem Gebetsweg verbunden wird. Es wäre natürlich auch schön, den Gästen unseres benachbarten Freizeitheims auf diese Art unseren Glauben näherzubringen.“
Dritte Station: Platz nehmen auf einer Bank und an einem symbolisch gedeckten Tisch – beides aus massivem Eichenholz und auf stabilem Untergrund. „Unser tägliches Brot gib uns heute.“ Wieder schweift der Blick auf die umgebenden Felder, auf denen vieles wächst, was zum Leben gebraucht wird.
Die Idee eines Vaterunser-Erlebnisweges schwelt in der Lindenwiesen-Gemeinde schon seit langem. In Gesprächen mit dem Wegewart des Überlinger Verschönerungsvereins wurde sie konkretisiert, auch weil dadurch zugleich eine Lücke im Wanderwegenetz geschlossen werden konnte.
Dass die Initiative jetzt zur Realität wird, ist natürlich auch der Tatsache zu verdanken, dass sie als anerkanntes „LGS-Plus-Projekt“ von der Stadt mit 5 000 Euro bezuschusst wird. Insgesamt wird aber mit Kosten von rund 40 000 Euro für den Bau der Stationen gerechnet. Neben Spenden wird diese Summe zu gleichen Teilen aus Mitteln der Kirche und des Freizeitheims Lindenwiese finanziert.
Im Rahmen einer Bauwoche haben 40 ehrenamtliche Helfer bereits mehr als 600 Stunden Arbeit in die Umsetzung des Vaterunser-Erlebnisweges gesteckt.
Als vierte Station ein Findling. Ein schwarzer, kalter Stein unterhalb eines überdimensional erscheinenden Kreuzes. Was wiegt schwer, was ist belastend? Wie kann ich befreit weitergehen? „Vergib uns unsere Schuld“, steht auf einer Erklärtafel. Vom regionalen Energieversorger „Stadtwerk am See“ hat die Lindenwiese dieses Grundstück mit einem alten Hochbehälter erworben. In früheren Zeiten hat er Bambergen mit Quellwasser aus Hohenbodman versorgt, wird seit dem Netzanschluss aber nicht mehr benötigt.
Der anschließende kurze Weg über die steile Treppe wird leicht. Eine hufeisenförmige Bank lädt noch einmal zur Rast ein. „Mit der Vergebung Gottes im Rücken können wir auch einander vergeben“, sagt Pastor Plessing. Den Hochbehälter zu betreten, das ist für Wanderer möglich. In das frühere Wasserreservoir hinunterzusteigen, hier vielleicht einen Gebetsraum oder eine kleine Kapelle einzurichten, diese nächste Vision schwebt Plessing vor – doch dazu seien zuvor einige bau- und nutzungsrechtliche Fragen zu klären.
Siebte und letzte Station: „Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.“ Ein Gong. Ein finales „Amen“. Aber auch die dankbare Erkenntnis, dass der Vaterunser-Erlebnisweg in Überlingen-Bambergen wirklich eine Bereicherung für die Landesgartenschau 2020 werden kann – und noch viel mehr.