Der Ablauf ist immer der gleiche: Samstags finden die getrennten Proben für Orchestermusiker und Sänger statt, am Sonntagmorgen kommen die Solisten dazu. Und um 10 Uhr beginnt der festliche Sonntagsgottesdienst in der Stiftskirche. Simone Harriehausen sieht sich als Laienmusikerin. Schon als Kind hat sie der Klang der Violine fasziniert. Der Unterricht begann, als sie acht Jahre jung war. „Ich lernte an der Jugendmusikschule Ludwigsburg, spielte dort auch im Orchester. Seitdem ist meine Liebe zur Musik stetig gewachsen“, bekennt die Professorin für Wirtschaftsprivatrecht, die bis heute Violinenunterricht nimmt.
Bach-Kantate ohne Chorgesang - Gut gelaunt und sehr geduldig
Als sie durch einen Flyer auf „Stiftsmusik für alle“ aufmerksam wurde, war sie sofort dabei. „Es ist ein tolles Erlebnis, mit Kay Johannsen zusammenarbeiten zu dürfen“, sagt die Musikerin, die Erste Violine spielt. „Sehr gut gelaunt und unglaublich geduldig“ sei der Stiftskantor bei den Proben. „Mit Genauigkeit und gesundem Ehrgeiz“ bereite er die Aufführung zum Gottesdienst vor. Natürlich müsse jeder Teilnehmer „zu Hause gründlich üben“.
Simone Harriehausen liebt Kirchenmusik, vor allem Werke des Barock. „In den Jahren habe ich von Kay Johannsen viel über Aufbau und Phrasen in der Barockmusik gelernt“, sagt sie. Schön sei aber auch der Austausch mit anderen Teilnehmern in der Kaffeepause. „Wir kennen uns und freuen uns auf jedes Wiedersehen“, sagt die Juristin.
Die Proben der Musiker fanden vergangenen Herbst in der Schlosskapelle statt, die der Choristen im Hospitalhof. Jede Stimmgruppe ist mit einem Profi, dem so genannten Pultführer, besetzt.
Am Kontrabass stand vor einem Jahr Elisabeth Büttner. Sie hat in Stuttgart zwei Jahre an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst studiert und vor sieben Jahren schon einmal bei „Stiftsmusik für alle“ mitgespielt. „Ich liebe Bach-Kantaten“, sagt die freischaffende Musikerin. Sie spielt auch Jazz („das ist toll fürs Erfinden“) und Klezmer („auch der Melancholie wegen“). In den alten, reformierten Texten der Bach-Kantaten sei „viel Blut“, sagt Elisabeth Büttner. Derzeit lebt und arbeitet die Kontrabassistin in der Schweiz, sie spielt im Orchestra of Europe. Das Wiedersehen mit Stuttgart war für sie bewegend.
Die professionelle Cellistin Céline Papion war im vergangenen Jahr zum ersten Mal bei „Stiftsmusik für alle“ dabei. Johann Sebastian Bachs Kantaten sind für sie, die als freischaffende Musikerin und Schauspielerin auch am „Jes“, Stuttgarts Kinder- und Jugendtheater, arbeitet, „Klassik pur“.
Elisabeth Büttner am Kontrabass. Foto: Brigitte Jähnigen