Noch vor der Corona-Schließung fanden die ersten beiden Projektwochen in Schörzingen an der Grundschule statt – im Gespräch mit vielen. Denn bevor die Dritt- und Viertklässler von den ehrenamtlichen Mitarbeitern der ökumenischen Hospizgruppen im Zollernalbkreis behutsam an die Hand genommen wurden, stellten sich die Organisatoren den Fragen der Eltern. „Es war uns wichtig, dass die Eltern wissen, was auf ihre Kinder und auf sie selbst zukommt, wenn die Kinder zuhause Fragen stellen“, sagt Silvia Häfele. Außerdem wurde es allen Müttern und Vätern freigestellt, ob ihr Kind überhaupt an der Projektwoche teilnehmen soll.
„Die Erwachsenen konnten ihre Ängste äußern“, sagt Häfele, die schließlich grünes Licht von allen Erziehungsberechtigten bekam. Zwei Klassen mit jeweils 15 Kindern näherten sich dem vermeintlich heiklen Thema mit kindlicher Neugier. „Wir waren überrascht, wie offen die Kinder in die Projektwoche gegangen sind“, sagt Häfele. Die Dritt- und Viertklässler haben dasselbe Programm gehabt und sind mit den gleichen Spielen und Malaufgaben eingestiegen.
Am ersten Tag waren die Kinder noch zurückhaltend. Dann hätten sich die Schüler den Ehrenamtlichen der Hospizgruppe geöffnet, die mit ihnen im Klassenzimmer gemalt, gesprochen und gebastelt haben. Teilweise haben sich die Sympathien rasant entwickelt, die Kinder haben einzelne Ehrenamtliche richtiggehend ins Herz geschlossen. Eine Schülerin sagte: „Das war die schönste Woche im ganzen Schuljahr.“ Eine Aussage, die die zwölf Mitarbeiterinnen der Hospizgruppen Balingen, Hechingen und Albstadt sehr gefreut hat. Für Silvia Häfele ist die unmittelbare Resonanz ein Indiz dafür, dass das kindgerechte Konzept aufgegangen ist.
„Zwei Drittel aller Schüler haben bereits Erfahrungen mit dem Sterben machen müssen“, erzählt die Koordinatorin. Ob der Verlust eines Familienangehörigen oder eines Haustieres, die Kinder sprachen teils offen über ihre Erfahrungen. Ihre Gefühle drückten die 30 Kinder beim Thema Traurigkeit mit Hilfe von Fingerfarben aus. „Sie durften machen, was sie wollten – und nach anfänglicher Skepsis haben die Kinder sich richtig ausgetobt“, berichtet Häfele. Auch der Frage, was nach dem Tod kommt, wurde nachgegangen. „Die Jenseitsvorstellungen der Schüler waren eher positiv, die Hölle spielt kaum eine Rolle.“
Jeder Projekttag hatte eine eigene Überschrift: Werden und Vergehen, Krankheit und Leid, Sterben und Tod, Traurig-Sein sowie Trost und Trösten. Es gab Gespräche, Geschichten, Bücher und Filmausschnitte. Besonders gut hat die Arbeit mit den Grundschülerinnen und Grundschülern in kleinen Arbeitsgruppen funktioniert. Auch kreative Elemente, Tanz und Bewegung haben die Ehrenamtlichen der Hospizgruppe in das Projekt eingebaut. So haben die Schüler pantomimisch Halsweh, Krebs oder einen Schlangenbiss dargestellt.
„Durch den intensiven Austausch haben sich die Kinder auch untereinander noch einmal besser kennengelernt“, bilanziert Häfele. An einem musikalischen Ritual am Beginn und Ende jeden Projekttags, bei dem die Namen von allen eingebaut waren, hatten die Kinder besondere Freude. Und die Eltern? Die staunten bei der Abschlussveranstaltung nicht schlecht über die verschiedenen Vorträge und Darbietungen, mit denen die Schüler die Projektwoche auf ihre Weise noch einmal Revue passieren ließen.
Ansprechpartner im Internet unter: www.hospiz-balingen.de