Für Kinder, die in einer Einrichtung der Heimerziehung leben, neigt sich ein ohnehin schwieriges Jahr dem Ende zu. Denn beispielsweise waren für sie im ersten Lockdown von März bis Mitte Mai keine Heimfahrten mehr möglich, wie Cornelia Müssigmann berichtet. Sie ist die stellvertretende Leiterin des Jugendhilfeverbunds Kinderheim Rodt. Der Kontakt zu den Eltern und Verwandten lief vor allem telefonisch, die Besuchsmöglichkeiten auf dem Gelände waren stark eingeschränkt.
Bruderhausdiakonie - „Das Soziale lernt man nur mit anderen“
Und all die neuen Vorgaben und Regeln? „So viel Freiheit wie möglich, so wenig Einschränkungen wie nötig“, sei die Devise, sagt Benner. Bislang habe es glücklicherweise keinen Corona-Fall im Jugendhilfeverbund gegeben.
„Wir haben viel erklärt“, sagt Cornelia Müssigmann. Verständnis und Akzeptanz seien bei Kindern ebenso wie bei Eltern und Mitarbeitern erstaunlich groß gewesen. Das weitläufige Heimgelände wurde verstärkt genutzt. Nach den ersten Lockerungen entwickelten Erlebnispädagogen rasch neue Angebote wie Klettern, Ausflüge in den Wald, Bowlen, Abenteuer-Golf und Inline-Skates-Fahren in kleineren Gruppen. „Die Kinder und Jugendlichen waren mit großem Spaß dabei“, sagt Edwin Benner.
Den Jüngeren fehlten vor allem die Heimfahrten, den Jugendlichen der Kontakt zu Gleichaltrigen, erinnert sich Tobias Schlotter. Er ist Erzieher in einer Wohngruppe von acht 14- bis 18-jährigen Jungs, von denen vier im Sportverein Fußball spielen. „Sobald die Bolz- und Sportplätze wieder offen waren, mussten sie raus“, sagt er. Während der Schulschließungen halfen Schulbegleiter und Schulsozialarbeiter der Bruderhaus Diakonie in der Einrichtung aus. „Da hat sich die Dienstgemeinschaft innerhalb unseres Trägers hervorragend bewährt“, sagt Schlotter. „Jeder ist bereit zu unterstützen, wo immer es ihm möglich ist.“
Auch die Zusammenarbeit mit der Ludwig-Haap-Schule, einem sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum, funktioniert gut. Das Angebot der Schule richtet sich an Kinder und Jugendliche, die im sozial-emotionalen Bereich eine besondere Förderung benötigen. „Wir sind in ständigem Austausch“, sagt Schulleiter Jochim Lutz. „Ein großes Plus in der aktuellen Situation sind unsere kleinen Klassen mit etwa acht Schülern.“
Wie an anderen Schulen sind derzeit die Unterrichts- und Pausenzeiten variabler gestaltet. Drei Viertel der etwa 60 Schüler müssen daheim lernen. Weil sie einen hohen Förderbedarf haben, ist Präsenzunterricht für seine Schüler besonders wichtig, erklärt Lutz. Den ohnehin benachteiligten Schülern fehle daheim oft die technische Ausstattung, so Lutz: „Und das Soziale lernt man nur mit anderen zusammen.“
◼ Mehr zur Jugendarbeit der Bruderhaus Diakonie im Internet unter jugendhilfe.bruderhausdiakonie.de