Jürgen Thomas arbeitet seit 20 Jahren für die Stuttgarter Caritas in der Wohnraumarbeit. „Meist sind es entnervte Nachbarn, Vermieter oder Hausbesitzer, die sich bei uns melden“, berichtet er. Bevor er seine Arbeit mit Klienten aufnimmt, müssen diese einem Hilfeplan zustimmen. „Manchen der Betroffenen fehlt schlicht die Zeit, für ihre Wohnung zu sorgen, weil sie drei Jobs gleichzeitig haben“, sagt Jürgen Thomas.
Die äußere Verwahrlosung ist das Zeichen einer großen inneren Not, hat Veronika Schröter von vielen ihrer Klientinnen und Klienten erfahren.
Seit mehr als 30 Jahren beschäftigt sie sich mit Menschen, denen die Dinge über den Kopf wachsen. Sie leitet in Stuttgart das Messie-Kompetenzzentrum, in dem Klienten therapiert und Fachkräfte geschult werden.
Aufräumen? - Klienten müssen zustimmen
Weder ein Zwang noch eine Sucht steht hinter dem Verhalten, sich nicht von Dingen trennen zu können, sagt Veronika Schröter. „Es ist eine Wertbeimessungs-Störung. Die Betroffenen holen sich über die Dinge etwas in ihr Leben, das ihnen Geborgenheit gibt.“
Dahinter kann eine Kindheit stehen, in der man keine positive Bindung erfahren hat. Auch überangepasste Menschen können zu pathologischen Hortern werden. „Die Welt der Dinge bezeugt für sie ihre Existenz. Das müssen wir als Fachkräfte würdigen, bevor wir auch nur einen Krümel aus der Wohnung tragen.“
Das Vermüllungs- oder Verwahrlosungs-Syndrom beruht dagegen meist auf einer schweren psychischen Erkrankung. Ob die Klienten unter dem Verwahrlosungs-Syndrom leiden oder pathologische Horter sind, müsse man in der Begleitung und Therapie unterscheiden.
Wichtig sei immer eine gute Kommunikation, sagt Veronika Schröter: „Wir müssen die Lebenswunden erkennen, um bedürfnisorientiert zu behandeln.“
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