Als die Eltern ihre Tochter das erste Mal zu sehen bekamen, lag sie in einem Inkubator und war in transparente Folie gewickelt, die sie warmhielt. „20 Ärzte standen um sie herum, ich war schockiert“, berichtet der Vater. „Sie war kein schöner Anblick“, erinnert sich die Mutter.
20 Ärzte standen um Mia-Sophie herum
Kaum vorstellbar, dass das heute so energiegeladene und aufmerksam wirkende, über sieben Kilo schwere Mädchen bei seiner Geburt nur zwei Hände voll Leben war. „So klein war sie“, sagt ihre Mutter und zeigt ein winziges Mützchen, das Mia damals trug und das ihr noch zu groß war.
Die Mutter wurde schon ein paar Tag nach der Entbindung nach Hause entlassen. Sie fuhr täglich von Murrhardt nach Ulm zu ihrem Kind. Mia erhielt alle zwei Stunden die winzige Menge von einem Milliliter abgepumpte Muttermilch über die Magensonde. „Nach 30 Tagen habe ich sie das erste Mal zum Kuscheln bekommen. Sie war immer noch so winzig und zerbrechlich“, erzählt die 33-jährige aus Sizilien stammende Frau.
Lange war ungewiss, ob Mia-Sophie überlebt. Die Ärzte hätten sich immer sehr zurückhaltend ausgedrückt, um den Eltern nicht zu viel Hoffnung zu machen, berichtet die junge Mutter, die sich immer sehr gut von den Ärzten betreut fühlte. „Es rührt mich immer noch zu Tränen, wenn ich an diese Zeit denke“, gibt der 43-jährige Vater zu, während Mia auf ihm herumturnt und sich an ihn schmiegt.
Nach der fast vier Monate zu frühen Geburt nimmt Mia ganz langsam an Gewicht zu. Einen Monat nach der verfrühten Geburt hat sie 500 Gramm erreicht und kann ins Haller Diakoniekrankenhaus umziehen, wo sie weiter von Spezialisten versorgt wird. Rund um die Uhr überwachen Geräte ihre Körperfunktionen. Besonders kritisch ist bei Frühgeborenen die Sauerstoffversorgung, weil die Lunge noch nicht voll ausgebildet ist.
Im September kommt es zu einem lebensbedrohlichen Rückschlag durch eine Infektion. Die Kleine muss wieder intubiert und künstlich beatmet werden. „Das war wie ein dunkles Loch, wir haben uns wieder wie ganz am Anfang gefühlt – Katastrophe“, fasst Sabine Linßer die Lage zusammen. Doch Mia beißt sich durch. Ihre Lunge erholt sich erstaunlich gut. „Heute ist fast nichts mehr von dieser Erkrankung erkennbar“, freut sich ihre Mutter. Zu Hause steht zwar noch ein Gerät, das ihre Atmung unterstützt, aber sie hat es schon lange nicht mehr gebraucht.
Wie durch ein Wunder scheint auch ihr Gehirn durch die Frühgeburt nicht erkennbar geschädigt zu sein. Eine bei Frühchen häufig drohende Netzhautablösung, die zur Erblindung hätte führen können, haben die Ärzte mit einer Laser-Operation verhindert. Sabine und Christian Linßer sind froh, dass sie so viel Glück mit ihrem Wunschkind Mia hatten.
Mia-Sophie entwickelt sich langsamer als andere Kinder in ihrem Alter. Doch sie ist aufmerksam und energiegeladen. Foto: Sigrid Bauer
„Ich weiß nicht, woher ich die Kraft für uns drei hergenommen habe. Vielleicht hat uns doch der da oben geholfen“, meint Christian Linßer. „Ich glaube an Gott, er hat uns geholfen und hilft uns jeden Tag“, ist seine Frau überzeugt. Beide wissen, dass sie noch schwierige Zeiten mit Mia zu überstehen haben. Sie entwickelt sich langsamer als ein Kind, das zum richtigen Termin auf die Welt kommt. Sie kann noch nicht krabbeln und sitzen. Das Essen macht noch Probleme und wahrscheinlich ist sie kurzsichtig.
„Aber sie hätte auch schwerstbehindert sein können“, sagt ihre Mutter, die jeden Tag mit Mia übt, um ihre Muskeln zu kräftigen. „Wir sind glücklich, wenn sie irgendwann ihr eigenes Leben führen kann“, betont ihr Papa. Noch ist das ein weiter und anstrengender Weg. „Sie hält uns auf Trab, aber es gibt nichts Schöneres für uns“, sagt Sabine Linßer und strahlt.