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Pfarrer Nicolai Opifanti vor einem blauen Hintergrund.
Nicolai Opifanti meint

Die Kirche säkularisiert sich selbst

Eine Gruppe an Kindern sitzt mit zwei Erzieherinnen in einem Kreis auf dem Boden in einem Kindergarten. Kolumne
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Der Pfarrplan 2030 mutet uns allen einiges zu. Gemeinden fusionieren, Kirchenbezirke werden zusammengelegt, Prälaturen gestrichen. Vieles ist dabei schwer, manches notwendig. Über einen großen Verlierer des Pfarrplans spricht aber niemand – über die evangelische Kita-Arbeit.

Im Zuge des Pfarrplans werden die evangelischen Kindertagesstätten im großen Stil entweder an die ­Kommune abgegeben oder in größere, teilweise riesige Trägerverbunde überführt. Was verwaltungstechnisch sinnvoll erscheint, gleicht geistlich einer schleichenden Selbstsäkularisierung der Kirche, ähnlich wie es schon vor Jahrzehnten durch die Überführung der diakonischen Arbeit der Gemeinden in große, hoch professionalisierte Betriebe geschehen ist. Ähnlich wie in der Diakonie werden künftig die Kita-Trägerschaften geführt von Kaufleuten und fachlichen Leitungen. Den Pfarrpersonen und den Gemeinden bleibt in der Regel nur noch das geistliche Betreuungsrecht. „Super“, sagen viele.

Ich nicht. Denn ich bin überzeugt, dass wir dadurch unser evangelisches Profil in der Kita-Arbeit aufgeben. Wenn Kitas nicht mehr von Gemeinden und Theologen geführt werden, wird Personal, Leitbild, Elternarbeit und vieles mehr sicherlich pädagogisch und kaufmännisch seriös verantwortet. Wer das begrüßt, verkennt aber, dass es letzten Endes nicht die ein bis zwei jährlichen Andachten einer Pfarrperson sind, die eine evangelische Kita ausmachen, sondern die ganzheitliche Orientierung der Einrichtungen am christlichen Menschenbild.

„Die Treppe muss von oben gekehrt werden.“ Diese Redensart bedeutet: Wer und wie man eine Kita-Trägerschaft führt, wirkt sich auf jeden einzelnen Bereich der Arbeit aus. Wenn wir daher als Gemeinden und Pfarrpersonen unsere Kita-Trägerschaften abgeben, mag das zuerst wie eine Erleichterung erscheinen.  Doch mittel- und langfristig folgt daraus die heimliche Selbstsäkularisierung der Kirche. Denn die Kinder von heute sind diejenigen, die auch geistlich morgen den Ton angeben werden.

Das meint Nicolai Opifanti. Und was meinen Sie?

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