Diese fehlende eigene Erzählung war auch Argument in der Debatte 1994. Der Bundestag hatte zur Einführung der Pflegeversicherung den Ländern aufgetragen, einen Feiertag zu streichen, um den Arbeitgeber-Anteil auszugleichen. Während die meisten Bundesländer sich für den Buß- und Bettag entschieden, favorisierte Baden-Württemberg die Abschaffung des Pfingstmontags. Die Kirchen im Land waren gegen jedwede Streichung eines Feiertags.
Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) erklärte am 10. November 1994 im Landtag: Während der Pfingstmontag keinen eigenen liturgischen Charakter habe, solle der Buß- und Bettag als einziger Feiertag mit eindeutig protestantischem Profil geschützt werden. Deswegen habe man sich schweren Herzens entschieden, den Pfingstmontag als gesetzlichen Feiertag zu streichen.
Die Verteidiger des Pfingstmontags hoben dagegen dessen kulturelle Bedeutung hervor. Als Tag von traditionellen Heimatfesten, Sporttreffen, als langes Wochenende für Familien, das der Gastronomie sehr zugutekomme. Und auch die Jahreszeit spielte in der Diskussion eine Rolle. Sie sei „zwar kein wichtiges Argument, aber eines, das man, weil es um die Bedeutung für Familien und die Möglichkeit zu Kultur und zu Begegnungen geht, nicht heruntermachen sollte“, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Ulrich Maurer. Letztlich stimmte der Landtag bei vielen Gegenstimmen und Enthaltungen aber für die Abschaffung des Pfingstmontags als gesetzlichem Feiertag. Danach kam es zu heftigen Protesten, welche die Regierung überraschten. Vor allem die Bedeutung des Pfingstmontags als etablierter Termin für Feste und Ausflüge wurde betont. Auch die Gastronomen protestierten. Unter dem großen Druck machte die CDU einen Rückzieher und der Landtag beschloss am 23. März 1995, den Pfingstmontag wieder zum Feiertag zu machen und strich dafür den Buß- und Bettag.
Den seitdem letzten großen Vorstoß für eine Streichung des Pfingstmontags gab es 2005, als Unternehmer klagten, dass in Deutschland „zu wenig gearbeitet“ werde und das Land im Wettbewerb zurückfalle. Der Vorschlag wurde aber von allen Parteien außer der FDP abgelehnt. □