„Am Anfang schuf Gott die Welt, und er sah, dass alles gut war.“ An der Station beim Wasserbehälter am Nunzenberg geht es um das Thema Schöpfung. Wieder ein Ausblick, an dem man sich kaum sattsehen kann. „Das ist eine meiner Lieblingsstellen“, erzählt Hartmut Schütze. „Wenn ich hier um mich blicke, dann wird mir als Christ bewusst, wie wunderbar Gott alles gemacht hat“, sagt der pensionierte Kaufmann, der als ehemaliger Gebietsverkaufsleiter eines großen Mineralwasser- und Erfrischungsgetränkeanbieters von Haus aus eine große Affinität zum Wasser hat. Dass sich der Protestant, der im benachbarten Tettnang zuhause ist, im ökumenischen Kressbronner Männertreff so richtig wohl und aufgehoben fühlt, daraus macht Hartmut Schütze kein Hehl. „Männerarbeit war mir schon immer eine Herzensangelegenheit“, sagt er. Hierin ist er sich mit seinem katholischen Kollegen Ingolf Damhofer absolut einig.
Im Beisein von Frauen hätten Männer oft das Problem, „kein Visier herunterzulassen“, Gefühle zu zeigen, gegebenenfalls auch ihren Tränen freien Lauf zu lassen, betont der Hausverwalter im Ruhestand. Gerade deshalb seien die regelmäßigen Veranstaltungen des Männertreffs so wichtig. „Bei uns wird über alles gesprochen – über Glaubensthemen genauso wie über Probleme im Beruf oder in der Ehe, auch über Sexualität“, sagt Damhofer und ergänzt: „Aber alles, was besprochen wird, bleibt unter uns und geht nicht nach draußen.“
Siebte Station, „Lebendiges Wasser.“ Der Schlösslepark ist erreicht. Eine wunderschöne Parkanlage mitten in Kressbronn. Alte Baumbestände und gepflegte Beetanlagen. Der kleine Kressbach mündet in einen Weiher, in dem sich Fische tummeln. Wer will, zieht Schuhe und Strümpfe aus und gönnt seinen müden Füßen eine kleine Erfrischung in der Kneipp-Anlage. Bei konstanten acht Grad Celsius – Sommer wie Winter – ist für die gewünschte Abkühlung in jedem Fall gesorgt. „Ich bin das lebendige Wasser. Wer zu mir kommt, der wird nie mehr dürsten“, steht auf der zugehörigen Erklärtafel.
Es geht weiter. Eine riesige Thuja steht in der Nähe des „Alten Gemeindebads“. Ein Ort, der eine große Tradition hat. Hierher kommen die Menschen seit Generationen, um im See zu baden. Jüngere wie Ältere, auch Familien mit Kindern. Oftmals wird am Ufer gegrillt und ausgelassen gefeiert.
Im Schatten der Bäume lässt es sich trefflich erholen und entspannen. Getreu dem Wort aus Psalm 91: „Wer im Schutz des Höchsten wohnt und ruht im Schatten des Allmächtigen.“ Neunte Station. Abhängig vom individuellen Tempo und eventuellen Pausen ist nach zwei bis drei Stunden der Ausgangspunkt des Kressbronner Bibelwegs wieder erreicht. Jede Station ist als Einstieg geeignet – insbesondere die sechste Station beim Bahnhof. Dort stehen auch ausreichend kostenfreie Parkplätze zur Verfügung.
Dass sie vielfach belächelt worden seien, als sie bei der Einweihung des Bibelwegs vor zehn Jahren die von manchen als zu optimistisch eingeschätzte Anzahl von 1000 Flyern geordert haben, wissen Hartmut Schütze und Ingolf Damhofer noch genau. Mittlerweile sind 70 000 Exemplare an den Mann oder die Frau gegangen.
Hartmut Schütze (links) und Ingolf Damhofer gehen selbst gerne den Bibelweg entlang. Foto: Brigitte Geiselhart
Sie bekommen immer wieder positive Rückmeldungen von vielen Wanderern, das freut die Mitglieder des Überkonfessionellen Männertreffs besonders. Selbstredend, dass sie auch selbst öfters auf dem Kressbronner Bibelweg anzutreffen sind. „Ich gehe den Weg immer wieder gern. Er prägt mich und tut mir gut“, sagt Ingolf Damhofer.