GÖTTELFINGEN (Dekanat Freudenstadt) – Vor zwölf Monaten war Göttelfingen in den Schlagzeilen, weil der evangelische Pfarrer plötzlich katholisch wurde. Wie geht es der Gemeinde inzwischen? Und wie ist die Stimmung dort? Ein Besuch bei der Kirchengemeinderatsvorsitzenden Heike Betz, die ein schwieriges Jahr hinter sich hat – mit erstaunlich vielen beglückenden Momenten.
Bild: Kirchengemeinderatsvorsitzende Heike Betz. (Foto: Gemeindeblatt)
Als sich Heike Betz 2007 in den Kirchengemeinderat in Göttelfingen wählen ließ, hatte sie keine Ahnung, wieviel Veranwortung auf sie eines Tages zukommen würde. Zwölf Jahre lang war sie Kirchenpflegerin gewesen, dann wollte sie einfach eines von sieben Gremiumsmitgliedern sein: „Wir dachten sogar, dass wir gar keinen Vorsitzenden brauchen und haben erst einmal keinen gewählt.“
Doch weil das Kirchenrecht das nicht zulässt, stellte sie sich zur Verfügung. Mit Folgen: Als Mitte 2012 Pfarrer Andreas Theurer samt seiner Ehefrau den Übertritt in die katholische Kirche bekanntgab, fand sie sich in einer Aushamesituation wieder, die sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht hatte vorstellen können.
Der Pfarrer war suspendiert, die Gemeinde tief enttäuscht und Göttelfingen überregional in den Schlagzeilen. Zeitgleich mussten eine neue Kindergartenleiterin und eine Mesnerin gesucht werden, da Pfarrfrau Gudrun Theurer zuvor das Mesneramt bekleidet hatte. Wie sollte Heike Betz das nur schaffen?
Wenn man ihr ein Jahr später gegenübersitzt, dann sieht man eine Frau, die wieder entspannt lachen kann. Die die Zufriedenheit eines Menschen ausstrahlt, der weiß, dass das Schlimmste überstanden ist. „Wir waren sehr gefordert“, sagt sie heute, „aber wir sind an dieser Aufgabe gewachsen.“
Gemeinde hielt zusammen
So schwierig die Situation auch war: Heike Betz hat in dieser Zeit eine Gemeinde erlebt, die zusammensteht. Nichts blieb auf der Strecke, kein Gottesdienst musste ausfallen, selbst das ambitionierte Adventskonzert mit eigenen Chören konnte wie geplant stattfinden. „Ich habe mich getragen gefühlt“, sagt sie heute, „und viele haben uns im Gebet begleitet.“
Schwierig waren noch einmal die Monate, als Pfarrer Theurer schon suspendiert war, aber noch in der Gemeinde wohnte. Eine offizielle Verabschiedung war am Ende nicht mehr möglich, zu tief gingen die Verletzungen und zu weit die öffentlichen Äußerungen, die bis zu seinem Übertritt nicht enden wollten.
Das ist nun zum Glück vorbei und Ruhe eingekehrt in Göttelfingen. Seit dem 1. März 2013 ist sogar wieder eine Pfarrerin da und das, obwohl es nach dem Pfarrplan keineswegs selbstverständlich war, dass Göttelfingen wiederbesetzt wird. „Alle hatten den Eindruck, dass wir noch einmal dran sind“, sagt Heike Betz und dass es wohl ein schlechtes Zeichen gewesen wäre, wenn die Geschichte der Pfarrer in Göttelfingen mit Andreas Theurer hätte enden müssen.