Aufmerksam auf die Probleme indischer Kinder wurde die gebürtige Schwäbin vor mehr als 30 Jahren, als sie selbst eine Zeit lang in Mumbai lebte. Vor ihrem Hotel seien viele Bettler und Straßenkinder gewesen. Die waren in Lumpen gehüllt, schliefen auf der Straße auf Zeitungspapier. Menneke habe sie zum Essen eingeladen, ihnen Kleidung gekauft. Doch am nächsten Tag seien die Kinder wieder in den alten Lumpen erschienen.
Über ihrem Hotelzimmer wohnten in einem Apartment Männer. „Ich habe mich gewundert, warum dort so viele Kinder ein- und ausgingen“, erzählt sie. Sie habe den Hotelier befragt, weil ihr auffiel, dass die Kinder oben verzweifelt schrien. Die Antwort war ein Schock: „Die Männer haben die Kinder gemietet und – für mehrere Wochen.“
Sie sei völlig außer sich gewesen, die Kinder waren im Kindergartenalter. Am nächsten Tag habe sie drei Kutschen gemietet, die Kinder eingeladen und mit ihnen eine Stadtrundfahrt gemacht. Am Abend wurde sie auf der Straße von zwei Männern bedroht: Wenn sie das noch einmal machen würde, wäre das ihre letzte Aktion. Die Kinder gehörten ihnen und wenn sie auf Stadtrundfahrt wären, verdienten sie nichts, weil sie in der Zeit nicht betteln und anschaffen könnten.
Seit ihrer Rückkehr aus Indien kommt sie zur Jesus-Bruderschaft nach Gnadenthal, hier ist ihr Atelier. Sie lebt mit ihrer Familie im nahe gelegenen Bad Camberg und engagiert sich in der Kommunität. Aber auch Indien hat sie nicht losgelassen: Seit mehr als 13 Jahren unterstützt Renate Menneke ein christlich geführtes Haus für Mädchen in Indien, deren Leiterin sich um zehn ehemalige Straßenkinder kümmert. Diese wurden aus dem Zuhältermilieu herausgeholt, sie gingen zur Schule und fanden ein Zuhause. Inzwischen studieren die Mädchen oder machen eine Ausbildung.
Neben diesem Projekt unterstützt Menneke noch ein zweites: „El Shaddai – Charitable Trust“ in Goa, einem Bundesstaat südlich von Mumbai. Auch hier geht es um die Rettung von Straßenkindern. „Das Problem beginnt damit, dass viele Mädchen aus armen Verhältnissen schon mit 13 Jahren zwangsverheiratet werden.“ Die Brauteltern müssten eine Mitgift aufbringen, für die sie sich oft verschulden. Wenn die Mitgift verbraucht ist und die Eltern nicht nochmal zahlen können, verstoße der Mann seine Frau samt Kindern, um sich eine neue Frau zu nehmen, mit neuer Mitgift.
Um die Versorgung von sich und den Kindern zu sichern, suchten die Frauen einen neuen Mann. Wenn sie Glück haben, finden sie einen, der sie will, meist will er aber nicht ihre Kinder. Die bekommen erzählt, die Familie führe mit dem Zug in den Urlaub nach Goa. Nach wenigen Stationen stiegen die Erwachsenen jedoch aus und ließen die Kinder allein im Zug zurück. Die führen dann bis zur Endstation in Goa, wo sie in der Nacht vom Personal aus dem Zug geworfen werden. Dort warteten schon die Zuhälter auf sie. „El Shaddai“ engagiert sich dafür, diese Kette zu durchbrechen und die Kinder zu retten.
Information
Der Hoffnungsträger-Preis wird vom Gemeinschaftsverband „Die Apis“ verliehen. Der Preis geht an Menschen, die sich in besonderer Weise „im Bewusstsein der Verantwortung vor Gott und den Menschen“ gesellschaftlich engagiert haben. Bisherige Preisträger sind unter anderem der Leiter des Resozialisierungsprojektes Seehaus bei Leonberg, Tobias Merckle, der Bundestagsabgeordnete Steffen Bilger (CDU) sowie der Kirchenmusiker und Dirigent Helmuth Rilling.