Pfarrer Nicolai Opifanti vor einem blauen Hintergrund.
Nicolai Opifanti meint

Ist Glaube nur was für Schwächlinge?

Ein durchtrainierter Mann mit goldener Kreuzkette zeigt seinen Bizeps und steht vor einem grauen Hintergrund. Kolumne
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Neulich stand auf meinem Instagram-Kanal ein Kommentar, der mich ins Nachdenken gebracht hat, er lautete in etwa so: „Glaube!? Das ist nur was für schwache Menschen!“ Wenn dem so ist, dann bin ich gern schwach und stolz, ein Schwächling zu sein. Denn ich gebe es offen zu: Ich bekomme mein Leben allein nicht auf die Reihe. Ich möchte und muss es auch gar nicht. Ich denke, wir Menschen sind nicht dafür gemacht, all das, was in unserem Leben alles Verrücktes, Chaotisches und manchmal auch unfassbar Trauriges passiert, allein auszuhalten. Schon immer sind Menschen in Krisen zu Gott geflohen, haben am Ende ihrer Kräfte seiner Kraft vertraut. 

Der Apostel Paulus, der das Evangelium in weite Teile der Welt brachte hatte es nötig sich von Gott zusprechen zu lassen: „Meine Gnade muss dir genügen, denn meine Kraft ist gerade in den Schwachen mächtig“ (2. Korinther 12,9).

Ich kann verstehen, dass dieser biblische Weg mit Krisen und Schwächen umzugehen für viele heute nicht nachvollziehbar ist. Wieso soll ich ausgerechnet dann zu Gott gehen? Wenn es überhaupt einen Gott gibt, warum hat er dann diese Krise zugelassen? Diese Fragen sind absolut legitim. 

Und ohne sie hier richtig beantworten zu können, merke ich doch, dass mein Weg, mit Krisen umzugehen ein anderer geworden ist und ich mich gerne an dem Weg der biblischen „Helden“ orientiere, die einfach und ehrlich in ihrer Schwachheit sich Gott anvertraut haben. Mittlerweile fliehe ich in Krisen erst recht zu Gott, weil ich merke, allein schaffe ich es nicht mehr, ich brauche jemanden, der mich stützt. Wenn ich jetzt auch noch allein trauern, planen, umziehen, bangen und beten müsste, dann wäre ich wirklich verloren und allein sicherlich zu schwach für die Größe der Herausforderung. Aber durch meinen Glauben finde ich Halt in etwas, was schon vor mir andere Menschen getragen und ihnen geholfen hat – und das sogar in noch viel größeren Krisen. Und dieser Gedanke macht mich stark – gerade in meinen schwachen Momenten.

Das meint Nicolai Opifanti. Und was meinen Sie?

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