Mit seinem 18-jährigen Pflegesohn, ebenfalls ein Autist, lebt er in der Nähe von Tübingen. Die Wohnung ist aufgeräumt, gemütlich eingerichtet, keinesfalls steril, und der große Garten bietet einen schönen Rückzugsort zur Entspannung. „Ich habe mir gar nicht vorstellen können, mit einem anderen Menschen eng zusammenzuleben“, erklärt der 47-jährige, „aber da mein Pflegesohn auch Autist ist, passt es ganz gut.“
Er lasse ihm seine Ruhe und umgekehrt sei es genauso. Gerade daran seien die Beziehungen, die er vor der Diagnosestellung hatte, meistens zugrunde gegangen. Er habe, so Croonenbroeck, die emotionalen Signale seiner Partnerinnen nicht richtig deuten können.
Schon vor der Diagnosestellung hatte er sein Leben so eingerichtet, dass er einigermaßen zurechtkommt. Bereits 2002 machte er sich mit seinem Kreativbüro selbständig. So hat er die Ruhe, die er braucht, und kann seine Arbeit frei gestalten. Ständige Meetings und der dadurch entstehende soziale Druck seien für ihn eine Horrorvorstellung.
Am liebsten kommuniziert er per E-Mail, telefonieren geht auch, macht ihm aber häufig Probleme, weil er dann spontan reagieren muss. „Manchmal geht das überhaupt nicht“, sagt er offen, „dann verschiebe ich es auf später oder versuche es per E-Mail zu klären.“ Er habe gelernt, Wege zu finden, manchmal auf unkonventionelle Weise, wie er seine Dinge erledigen kann. Das sei die besondere Fähigkeit von vielen Autisten.
Sie sind ja nicht doof, nur weil sie vielleicht nicht sprechen können oder auf eine andere Weise kommunizieren.
sagt Andreas Croonenbroeck
Deshalb ärgert es ihn sehr, wenn Menschen im autistischen Spektrum immer als defizitär angesehen werden. So habe sogar die Spitzenkandidatin der FDP, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, im Europawahlkampf Bundeskanzler Olaf Scholz autistische Züge nachgesagt. Das war bestimmt nicht als Kompliment gemeint.
Auch deshalb setzt sich Andreas Croonenbroeck als Chefredakteur der Zeitung „Autismus verstehen“ und als Buchautor für die Belange von Menschen im autistischen Spektrum ein. Er wünscht sich mehr Verständnis für diesen Personenkreis, denn er ist überzeugt: Wenn die Bedingungen so verändert werden, dass Autisten Freiräume bekommen, in denen sie ihr Potenzial entfalten können, profitieren alle davon.